“Ich habe sie geliebt“ nach dem Roman von Anna Gavalda: An der Seite von Marie-Josée Croze glänzt auch der große Daniel Auteuil.

Wer den Schmerz verarbeiten will, muss sich ihm stellen. Und wer seinen Schmerz teilt, dem kommt er nur halb so groß vor. Aus diesen abgedroschenen Kalendersprüchen entwirft die Regisseurin Zabou Breitman einen erstaunlich leichtfüßigen Film über die Liebesverwirrung zweier Paare.

Chloé ist von ihrem Mann verlassen worden und flüchtet mit den Kindern in das abgelegene Landhaus ihres Schwiegervaters Pierre. Doch nicht ihr Herzschmerz wird vor dem Zuschauer ausgebreitet; es ist sein Schicksal, das zunehmend in den Mittelpunkt rückt. Was als Kammerspiel in einer schlaflosen Nacht beginnt, wird zur Rahmenhandlung für eine Lebensbeichte - eine Geschichte über das zurückliegende Ende einer großen Liebe, das noch so frisch scheint, als wäre es gerade eben erst passiert.

"Ich habe sie geliebt" beruht auf dem gleichnamigen Roman der französischen Schriftstellerin Anna Gavalda, der in den ersten drei Monaten nach Erscheinen beachtliche 170 000 Käufer fand. So erfolgreich Gavalda auch ist: Sie steht bei vielen Kritikern unter dem Generalverdacht der Trivialität - und auch der Film wird sich gegen Kitschvorwürfe behaupten müssen. Und natürlich wird viel geweint, häufig in Großaufnahme; natürlich ist die begleitende Musik tragisch-leidenschaftlich und ziemlich rührselig. Und, ja: Auch die Handlung ist nicht eben subtil, wenig überraschend, und womöglich hätte man an manchen Stellen ein bisschen weniger dick und morgenrotgesättigt auftragen können.

Aber so falsch ist der Film dann doch nicht, im Gegenteil: Daniel Auteuil, der in seiner Karriere bislang wohl noch jedes mittelmäßige Drehbuch gekonnt überspielt hat, ist als wehmütiger 60-jähriger Erzähler genauso glaubhaft wie als zerrissener Mittvierziger, der sich weder für seine Affäre mit der jungen Übersetzerin (Marie-Josée Croze) noch für seine längst nicht mehr funktionierende Ehe entscheiden kann. Und wer nicht völlig immun ist gegen diese Art ausgestellter Emotionalität, folgt diesem zaudernden Mann und seinen Erinnerungen bereitwillig und wünscht inständig, er möge sich bitte nicht gegen seine Gefühle entscheiden. Und weiß gleichzeitig: Er wird es trotzdem tun.

Mühelos und elegant gleitet der Film von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück, ohne die soghafte Wirkung der Geschichte durch diese Konstruktion zu behindern. Das wiederum gilt ja auch für die Romane Anna Gavaldas - und ist so gesehen in zweifacher Hinsicht gelungen.

++++- Ich habe sie geliebt Frankreich 2009, 115 Minuten, ab 6 Jahren, R: Zabou Breitman, D: Daniel Auteuil, Marie-Josée Croze, Florence Loiret-Caille, täglich im Passage; Infos im Internet: www.concorde-film.de

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