Mit “Tropa de elite - Elite Squad“ erliegt Regisseur José Padilha letztlich der Faszination der Gewalt.

Willkommen im Vorhof der Hölle! In den Favelas von Rio de Janeiro wird geraubt und gemordet, geschossen und gedealt. Die Polizei traut sich hier schon lange nicht mehr hin, korrupt ist sie obendrein. Sozialarbeiter richten erst recht nichts aus - weltfremde Träumer, deren Vorschläge zur Bekämpfung der Drogenkriminalität naiv und lächerlich wirken.

Nein, auf den Straßen von Rio herrscht Krieg. Und den kann man nur mit Elitesoldaten gewinnen. Erst schießen, dann fragen - rechtsstaatliche Bedenken stören da nur. Die schwarze Uniformen der Soldaten erinnern nicht von ungefähr an die Totenkopfverbände der SS.

José Padilhas Film ist, höflich ausgedrückt, irritierend. Was ist das für ein Weltbild, in dem brutale Polizeimethoden gerechtfertigt, sogar glorifiziert werden und der militärische Chic als cool und notwendig gilt? Was ist das für ein Film, der eigentlich aufrütteln will - und doch der Faszination der Gewalt, die er schildert, erliegt?

Captain Nascimento (Wagner Moura), Anführer der Eliteeinheit BOPE, ist denn auch um Erklärungen, die er ständig aus dem Off vorträgt, nicht verlegen. Bei seinen letzten Einsätzen geriet er vor Angst gehörig ins Schwitzen, seine Frau Rosane (Maria Ribeiro) erwartet ein Kind. Höchste Zeit, eine ruhige Kugel zu schieben und den Job zu schmeißen. Aber: Vor der Kündigung muss Nascimento einen geeigneten Nachfolger präsentieren. Kurzentschlossen schickt er zwei höchst unterschiedliche Kandidaten ins Rennen um den gefährlichen Posten: den ehrgeizigen, impulsiven Neto (Caio Junqueira) und den introvertierten, intellektuellen André Matias (André Ramiro), der nebenbei noch Jura studiert und sich in eine Kommilitonin verliebt.

Von Beginn an zieht die wacklige Handkamera von Lula Carvalho den Zuschauer ins Chaos der Favelas. Mittendrin statt nur dabei. Nie steht die Kamera still, springt vor und zurück, reißt nervös zwischen Gegnern oder Gesprächspartnern hin und her. Man kann das virtuos finden und intensiv. Oder aber grob und manieriert. "Tropa de elite - Elite Squad" ist kein Film der Zwischentöne. Schwarz oder weiß, gut oder böse - für Feinheiten ist hier kein Platz. Trotzdem gewann er 2008 den Goldenen Bären von Berlin. Auch das irritiert.

++--- Tropa de elite - Elite Squad Brasilien 2007, 115 Minuten, o. A., R: José Padilha, D: Wagner Moura, André Ramiro, Caio Junqueira, Maria Ribeiro; im 3001, Informationen im Internet unter www.tropadeelite.senator.de

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