“Public Enemies“ zeigt einen prominenten Staatsfeind der Dreißigerjahre - und spielt mit dem Kino.
Sein letzter Gang führte John Dillinger ins Kino. Am 22. Juli 1934 schaute sich der meistgesuchte Verbrecher der USA im Biograph-Theater in Chicago die Gangsterromanze "Manhattan Melodrama" an und wurde anschließend von der Bundespolizei erschossen.
Ein maßgeschneiderter Tod, denn John Dillinger liebte das Kino - und das Kino liebt ihn.
Regisseur Michael Mann ist bereits der Vierte, der das gesetzlose Leben des Bankräubers verfilmt. Aber er ist der Erste, der dabei gleichzeitig mit der Geschichte des Kinos spielt.
Johnny Depp als Dillinger ist der King of Cool. Den Mantel trägt er wehend lang wie in einem Outlaw-Western, er trägt eine stylische Sonnenbrille und das berühmte schüchterne Johnny-Depp-Lächeln.
Michael Mann ("Heat", "The Insider") interessieren die wahren Dramen, die Ausnahmezustände und das Duell. Hier liefern sich es Dillinger und Melvin Purvis (Christian Bale), Chefermittler des FBI. Während die Gangster wie Freibeuter durch das Amerika der Großen Depression streifen, Banken überfallen, untertauchen, eingebuchtet werden und wieder ausbrechen, rüstet sich das FBI zu seiner ersten großen Hatz des "Staatsfeindes Nr. 1". In digitaler High-Definition gefilmt, lässt Kameramann Dante Spinotti die atemlose Jagd als ein fantastisches Panorama aus Art-déco-Restaurants, den ersten Hochhausschluchten und ungezügelter Natur vorbeiziehen, unterlegt mit Billie-Holiday-Songs und mit einer leidenschaftlichen Romanze.
"Ich liebe Baseball, Filme, gute Anzüge, schnelle Autos, Whiskey und dich", gesteht Dillinger der Garderobiere Billie Frechette ("Edith Piaf" Marion Cotillard), schenkt ihr erst einen Pelzmantel und schließlich sein Herz. Er will sie beeindrucken, beschützen und ist einem nie näher als in den Momenten, wenn er mit ihr zusammen ist.
Denn was Dillinger eigentlich treibt, darüber spekuliert Mann nicht. Er zeigt ihn weder als den Robin Hood, wie in die Bevölkerung damals feierte, noch versucht er, Dillingers Fatalismus zu vertiefen. Für ihn ist er vor allem Mythos und Kinoheld und dann irgendwann erst Mensch.
Ein Bilderrausch, packend, gewaltig und Kino im besten Sinne. Denn was die Geschichte nicht ausleuchtet, übernimmt die Kamera, die selbst die Schatten mit Leben erfüllt.
++++- Public Enemies USA 2009, 140 Min., ab 12 J., R: Michael Mann, D: Johnny Depp, Christian Bale, Marion Cotillard, im Cinemaxx , Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, Hansa-Studio, Koralle, Streit's, UCIs Mundsburg, Othmarschen, Smart-City; www.movies.universal-pictures-international-germany.de/publicenemies
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