“Zerrissene Umarmungen“ von Pedro Almodóvar wirkt, als habe er den Film vor allem gedreht, um seine Muse von ihren begehrenswertesten Seiten zu zeigen.

Das Verhältnis von Kunst und Leben, der Umgang mit dem Tod und den Toten, die ganz großen Gesten und Gefühle - dafür (und noch für vieles mehr) ist das Kino von Pedro Almodóvar berühmt. Und nicht zu vergessen: für seine unvergesslichen Frauenrollen. Nicht umsonst hat der Mann den Ruf, ein "Frauenregisseur" zu sein. Ein Almodóvar-Film ist immer auch eine Hommage an das weibliche Geschlecht.

Im Fall von "Zerrissene Umarmungen": an Penélope Cruz, mit der er (nach "Live Flesh", "Alles über meine Mutter" und "Volver") bereits zum vierten Mal zusammengearbeitet hat. Er hat sie als Prostituierte und Filmstar gezeigt, als Geliebte und Mutter; im neuen Film erinnert sie mit wechselnden Perücken, Schminke und kunterbunten Kostümen mal an Audrey Hepburn, dann wieder an Marilyn Monroe. Cruz beherrscht diesen Film - und in manchen Szenen ist man versucht anzunehmen, Almodóvar habe ihn nur gemacht, um die Schauspielerin von ihrer prächtigsten Seite zu zeigen: als Projektionsfläche männlichen Begehrens.

"Zerrissene Umarmungen" ist auch der zärtliche Blick eines Regisseurs auf sein eigenes Metier - ein bisschen so, wie es François Truffaut in "Die amerikanische Nacht" vorgemacht hat. Einen Film im Film im Film hat Almodóvar gedreht. Eine Geschichte über einen Filmemacher (Lluís Homar), der schließlich im Schnittraum ein Werk fertigstellt, das er vor 20 Jahren gedreht hat.

Zu einer Zeit, bevor er bei einem Autounfall sein Augenlicht und die Frau, die er liebt, verloren hat. Zu einer Zeit, als er noch nicht der misanthropische Autor Harry Caine war, sondern Mateo Blanco, ein talentierter Regisseur mit dem Arbeitsmotto: "Ein Leben allein genügte mir nicht".

Elegant wechselt Almodóvar die Erzählstränge, souverän verbindet er die komplizierten Verstrickungen sowie ein halbes Dutzend Figuren miteinander. Herausgekommen ist ein Genremix aus Film Noir, Komödie und sehr viel Melodram. Ein Mix aus Ernst und Tragik (gibt es etwas Tragischeres als einen blinden Regisseur?), Wärme und Witz. Ein typischer Almodóvar-Film eben - aber nicht so quietschbunt und ausgelassen, wie man es von seinen früheren Filmen kennt. Was dazu führt, dass "Zerrissene Umarmungen" die Lebendigkeit, die Leichtigkeit, kurz: die Magie abgeht, die etwa "Volver" auszeichnete. Der Film lahmt ein wenig an seiner Konstruktion, belegt aber nichtsdestotrotz, welch großer, eigenwilliger Geschichtenerzähler Almodóvar ist.

++++- Zerrissene Umarmungen Spanien 2009, 127 Minuten, ab 12 Jahren, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Lluís Homar, Blanca Portillo, Jose Luis Gomez, täglich im Abaton, Holi, Zeise, Infos im Internet: www.zerrisseneumarmungen.de

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