“La misma luna“ will viel, aber erzählt zu wenig über die Probleme mexikanischer Migranten in den USA.

Die USA - noch immer ein Ort der Sehnsucht für Millionen Mexikaner, die sich hier den Traum von Wohlstand und Lebensqualität erfüllen wollen. Nur wenige bekommen ein Visum, ein Sicherheitszaun und Grenzpatrouillen schotten das reiche Amerika hermetisch vom armen Mexiko ab. Jene, denen der Übergang doch gelingt, leben als Illegale ohne Rechte. Spätestens seit 1982, seit Tony Richardsons "Grenzpatrouille", ist diese streng bewachte Grenze immer wieder Anlass gewesen, das erschütternde Schicksal illegaler Einwanderer im Kino realistisch und ernsthaft zu schildern. "La misma luna" geht allerdings einen anderen Weg.

Im Mittelpunkt des Films von Patricia Riggen: der neunjährige Carlitos (Adrian Alonso). Seine Mutter Rosario (Kate del Castillo) arbeitet bereits seit vier Jahren als Hausmädchen in Los Angeles, ihren Sohn hat sie damals einfach bei der Großmutter zurückgelassen. Seitdem haben sie sich nicht mehr gesehen, gelegentlich per Post zugestellte Geschenke und Telefongespräche ersetzen den persönlichen Kontakt. Doch plötzlich stirbt die Großmutter, und der Junge macht sich auf die Suche nach Rosario. Regisseurin Riggen bedient sich versiert der Versatzstücke des Spannungskinos: Beim Grenzübertritt versteckt sich der Junge im Kofferraum eines Autos, doch die Polizei besteht darauf, dass der Wagen wegen einer abgelaufenen Prüfplakette über Nacht auf dem Parkplatz abgestellt wird. Ein anderes Mal erweist sich ein Helfer als Drogenabhängiger, der den Buben an Menschenhändler verkaufen will. Doch schnell offenbart sich das erzählerische Prinzip, das Carlitos alle Gefahren mit einem Lächeln bestehen lässt, als eindimensionale Einbahnstraße: Die vielen Widrigkeiten sind nur kleine Hindernisse auf dem Weg zum Happy End. Über die Lebensbedingungen in Mexiko hat der Zuschauer nichts erfahren, ebenso wenig über die politischen Interessen der USA. Von der Brisanz des Migrations-Themas, das sich unterschwellig auch immer als Kritik an Kapitalismus und nationalem Protektionismus lesen lässt, ist hier nicht mehr viel zu spüren.

++--- La misma luna Mexiko/USA 2007, 109 Min., ab 16 J., R: Patricia Riggen, D: Adrian Alonso, Kate del Castillo, Eugenio Derbez, täglich im UCI Mundsburg; www.filmverleih.senator.de