“Lowlight“ von Regisseur Julian Neville: Vergebliche Suche nach der früheren House-Szene

Es war eine traurige Entdeckung, die der inzwischen in Hamburg lebende Filmstudent Julian Neville machen musste, als er 2005 und 2006 nach New York reiste. Eigentlich wollte er sich ins pralle Nachtleben stürzen und tanzen, tanzen, tanzen. So wie einige Jahre zuvor, als er mit seinen Eltern in New Jersey lebte und sich als 16-Jähriger bei großen Raves ekstatischen Tanz-Marathons hingab. Doch bei seiner Rückkehr stellte er fest: Die New Yorker Tanzszene ist tot. Raves sind längst verboten, getanzt werden darf nur noch dort, wo mit hohen Auflagen verbundene Cabaret-Lizenzen erteilt worden sind - und überhaupt ist die einst quicklebendige House-Szene von kommerziell ausgerichteten Clubs verdrängt worden. Magische Momente, wie Neville sie einst in durchtanzten Nächten erlebte, standen einfach nicht mehr auf dem Programm.

Über seine Spurensuche hat er einen Dokumentarfilm gedreht, der am 2. Juli im Haus 73 gezeigt wird und eine Art Appetithappen für das "Unerhört"-Musikfilmfestival im Dezember ist. "Lowlight" erzählt von Nevilles Reise durch die Nacht, vom Bemühen, etwas von der Magie früherer Tage wiederzufinden. Meist sieht die Realität indes wenig rosig aus, gilt es doch, an Türstehern vorbeizukommen, die zahlungskräftige Partygänger bevorzugen, denen es möglich ist, pro Nacht mehr als 500 Dollar für Getränke springen zu lassen. Und doch: Immer mal wieder gelingt es Neville, Menschen zu finden, denen der Tanz wirklich etwas bedeutet, und Clubs aufzutun, die tatsächlich noch im immer kleiner werdenden Untergrund existieren. Eine sehenswerte, bisweilen gar poetische Bestandsaufnahme, die allerdings keinen Zweifel daran lässt: New York als Party-Metropole - das war einmal.

An diesem Abend zusätzlich im Programm: eine Lesung von "Spiegel"-Redakteur Tobias Rapp, der sein Buch "Lost and Sound - Berlin, Techno und der Easyjetset" vorstellt.

Lowlight + Lesung Do 2.7., 20.00, Haus III&73 (Schulterblatt 73)