Graz. Er gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Literaten, der Bosnien-Herzegowina eine Stimme gegeben hat. Jetzt ist er mit 70 Jahren gestorben.

Der bosnische Schriftsteller Dzevad Karahasan ist im Alter von 70 Jahren in Graz gestorben. Dies teilte der Suhrkamp-Verlag am Freitag unter Berufung auf die Familie des Verstorbenen mit. Karahasan gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Literaten, der Bosnien-Herzegowina mit seiner komplexen Geschichte eine Stimme gab.

Geboren wurde er 1953 in der bosnisch-jugoslawischen Stadt Duvno (heute: Tomislavgrad). Der Sohn muslimischer Eltern studierte Literatur- und Theaterwissenschaft in Sarajevo und Zagreb. Die bosnische Hauptstadt sollte zu seinem Lebensmittelpunkt werden. Sarajevo bezeichnete er einmal als Ort seines Schicksals.

Er harrte 1992 - im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens – etwa ein Jahr lang im belagerten Sarajevo aus, bis ihm die Flucht gelang. Er nahm Gastdozenturen und -professuren in Deutschland und Österreich an. Von 1996 bis 2003 war er Stadtschreiber in Graz. In den letzten Jahren pendelte er zwischen Sarajevo und der steirischen Landeshauptstadt.

Viele seiner Bücher wurden ins Deutsche übersetzt, darunter „Der östliche Divan“ (1993), „Das Buch der Gärten“ (2002), „Berichte aus der dunklen Welt“ (2007) und „Der Trost des Nachthimmels“ (2016). Etliche seiner Romane und Essays erzählen von der früheren islamischen Zivilisation in Bosnien und darüber hinaus.

Karahasan erhielt zahlreiche Preise, darunter 2004 den Leipziger Buchpreis und 2020 den Goethepreis der Stadt Frankfurt.