Rom. Im Lockdown ist der Wunsch “Normalität“ groß. Doch der US-Autor Safran Foer stellt in Frage, ob eine Rückkehr zum Zustand vor der Pandemie überhaupt wünschenswert ist.

Der US-Autor Jonathan Safran Foer ("Wir sind das Klima!") rechnet nach dem Abklingen der Pandemie mit einer Rückkehr der meisten Menschen zu ihren alten Gewohnheiten - auch zu den schlechten.

In der Arbeitswelt erwartet der 44-Jährige zwar Veränderungen wie etwa dauerhaft weniger Geschäftsreisen. Im Privaten dürfte das anders sein, sagte der Schriftsteller im Interview der italienischen Zeitung "La Repubblica".

"Ich befürchte, dass Gier, Selbstsucht und die Oberflächlichkeit bei ethischen und ökologischen Problemen nicht verschwinden werden", sagte der Bestsellerautor, der in "Tiere essen" über die Risiken des Fleischkonsums geschrieben hat.

Er sei optimistisch, dass Nordamerika und Europa innerhalb des Jahres durchgeimpft seien. "Aber Viren ignorieren Grenzen: Es bleibt das gigantische Problem vieler Gebiete der Welt, in denen die Leute in engem Kontakt mit Tieren leben, die, wie gezeigt wurde, oft die schrecklichsten Viren übertragen haben."

Viele Menschen würden die Impfstoffe als Mittel ansehen, um ihr altes Leben vor Corona genau so zurück zu bekommen. "Ich bin der Erste, der viele Dinge genießen möchte, die ich vermisse, wie zum Beispiel ein Konzert zu besuchen oder eine Sportveranstaltung in einem Stadion. Aber es macht mir Angst, dass man nicht darüber nachdenkt, was passiert ist", sagte Safran Foer, der nach eigenen Worten vegetarisch isst. "Ich glaube, dass eine Antwort darin besteht, demütig zu erkennen, dass man nicht alles tun kann und nicht immer."

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