Berlin. Der frühere Polizist Frank Swann hat einen neuen Job beim Premier. Und in dem bekommt er es mit richtig harten Jungs zu tun.

Eigentlich würde der Ex-Cop Frank Swann gerne mit seiner Frau am Strand liegen. Die Kinder sind alle aus dem Haus. Hier ist es jetzt ruhig.

Ein bisschen scheint Swann die Töchter zu vermissen. Zugleich genießt er die Zeit mit seiner Marion. Doch da kommt ihm der neue Job in die Quere: Gewissermaßen als Ausputzer des Premierministers soll er sich um die Unterwelt von Western Australia kümmern. Soll mit seiner Expertise auch als Privatdetektiv für die Sicherheit des Politikers sorgen. Aber ebenso ein Ohr in jene Kreise haben, die vor allem Stunk machen wollen. Und das richtig.

In David Whish-Wilsons Kriminalroman "Das große Aufräumen" geht es blutig zur Sache. Mehrere Tote zählt der Leser bis zum Ende des Buchs. Einer fliegt mit einer Bombe in die Luft. Manche werden erschossen. Und wieder andere liegen schon tot im Kofferraum eines Autos, das vor geraumer Zeit auf den Grund eines Sees gerollt ist.

Gleichzeitig ist der meistgesuchte Verbrecher dieser Tage aus dem Gefängnis ausgebrochen. Seine Mission jetzt: Mama gegen einen miesen Hausbesitzer schützen. Ein Jugendlicher steht zudem - quasi aus Versehen - unter Mordverdacht. Auch wenn die Kapitel zunächst zwischen den Protagonisten hin und her springen und sie in keinem Zusammenhang stehen - am Ende gibt es mehrere Verknüpfungen.

Der Leser muss daher im Grunde über die ganzen 320 Seiten aufpassen. Nicht nur die drei spielen nämlich eine Rolle. Auch Drogendealer, korrupte Polizisten und Verbindungsmänner tauchen auf. Es geht um teure Bauprojekte, Umweltsünden, Straftaten aus der Vergangenheit und ungute Verstrickungen in der Gegenwart. Wer da nur nebenbei vor dem Einschlafen ein paar Seiten liest, verliert schnell den Überblick.

Wer aufpasst, erfährt allerhand über das Australien der 1980er Jahre - zumindest so, wie der Autor es dargestellt: In Perth und Umgebung sind Biker-Gangs unterwegs. Ausländische Kriminelle versuchen ihre Strippen zu ziehen und einheimische Politiker wie Polizisten Karriere zu machen. Swann, dessen Karriere im Polizeidienst einst mit unlauteren Mitteln gestoppt wurde, kennt die meisten. Und er weiß meist, wer gegen wen spielt. Oder wen er gegen wen ausspielen könnte.

Auch Konflikte mit den Aborigines sind Thema. Und man merkt: Rassismus war nicht nur in den USA und Afrika ein Problem. Insofern ist es interessant, auf diese Weise etwas über ein Land zu erfahren, das vielen nicht allzu bekannt sein dürfte. Eindrücke aus der australischen Flora und Fauna runden das Bild ab.

Auf ähnliche Weise streut Whish-Wilson allenthalben Fakten für Autofanatiker und Liebhaber von Motorrädern ein. Wer hier kein Faible hat, dürfte hin und wieder etwas genervt sein von den Details.

Das Ganze wird dann mit einer Sprache serviert, die stellenweise so derb ist wie das Geschehen. Kostprobe aus einer Passage, nachdem der Ex-Cop beschossen wurde: "Swann griff an seinen Hinterkopf, seinen Nacken, spürte Knochen, Gewebe, Kugeln darin (...). Die Finger auf Knochen und Knorpel und Blei, warm und glitschig vor Blut." Die Szenarien werden - sagen wir - plastisch geschildert.

"Das große Aufräumen" ist der dritte Teil der Reihe über Swann. Man muss die Vorgeschichte nicht kennen, um das Geschehen zu verstehen. Schaden kann es vermutlich nicht. Aber auch wenn man nur dieses Buch liest, reift der Verdacht, der ehemalige Polizist ist ein Übermensch. Daher wird der Schluss nach einem fulminanten Showdown nicht wundern.

- David Whish-Wilson: Das große Aufräumen. Suhrkamp-Verlag, 327 Seiten, 10,00 Euro, ISBN 978-3-518-47068-8.

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