Berlin. Kriege, Herrscher, Entdeckungen und Weltrekorde - die großen Geschichten und Personen der Vergangenheit sind allseits bekannt. Aber die Weltgeschichte bestand aus viel mehr. Einige kuriose Episoden hat der britische Historiker Giles Milton zusammengetragen.

Die Welt ist voll von Geschichten, großen, kleinen, banalen, spannenden, absurden und amüsanten. Sie vermitteln ein Bild von dem, was ist und was dazu geführt hat.

Unendlich viel ist im Laufe der Jahrhunderte passiert und zu Geschichten geworden. Manches ist heute sogar Weltgeschichte, vieles aber durch die schiere Menge der Ereignisse in Vergessenheit geraten.

Dabei sind es viele vergessene Geschichten durchaus wert, wieder in Erinnerung gerufen zu werden. Der britische Historiker Giles Milton ist bei seinen Forschungsarbeiten in Archiven und Autobiografien auf zahlreiche kuriose Episoden gestoßen, die er nun in einem äußerst unterhaltsamen Buch zusammengestellt hat. Schon der Titel deutet an, dass es bei den Geschichten bunt und spannend zugeht: "Vom Mann, der mit zwei Flaschen Whiskey den Untergang der Titanic überlebte".

Die Episode, die dem Buch seinen Titel gibt, ist typisch für Miltons Ansatz. Der tragische Untergang der "Titanic" 1912 ist bestens bekannt, nicht jedoch das kuriose Schicksal von Charles Joughin, der als Bäcker auf dem Luxusliner arbeitete. Als das Schiff zu sinken begann, trank er viel Alkohol und half dann den Passagieren in den Rettungsbooten. Irgendwann fiel er ins Wasser. Aber er merkte gar nicht, wie kalt das Wasser war, und schaffte es irgendwie in ein Rettungsboot. Milton merkt an, dass Joughin "sich sicher war, dass er sein wundersames Überleben dem hohen Alkoholgehalt in seinem Blut verdankte".

Insgesamt 48 Episoden hat Milton zusammengetragen, jeweils drei thematisch verwandte zusammen. So stellt er zu der "Titanic"-Episode unter der Überschrift "Ganz schön kalt da draußen" Berichte über die mögliche Erstbesteigung des Mount Everest und über einen Grönlandforscher.

Jede Episode ist in sich abgeschlossen, auch wenn sie nur vier oder fünf Seiten lang ist. Und die Berichte sind keinesfalls alle amüsant. Manche von ihnen, wie etwa das Schicksal des jüngsten Eunuchen am Hof des letzten chinesischen Kaisers oder die gesundheitlichen Probleme des britischen Königs George III., sind geradezu tragisch und auf jeden Fall anrührend.

Die meisten Episoden laden allerdings zum Schmunzeln ein. So schildert Milton die Geschichte des Mannes, der in den Buckingham Palast einbrach, um bei Königin Elizabeth am Bett zu sitzen, ebenso wie den skurrilen Wettkampf zweier Paläontologen, die sich im späten 19. Jahrhundert bei der Ausgrabung von Dinosaurierskeletten auszustechen versuchten.

Hin und her in der Geschichte springen die Episoden. Von den Borgias im Vatikan des 16. Jahrhunderts über den französischen Königshof im 18. Jahrhundert und einen Reporter in der Kolonie Marokko bis hin zum Ende des Zweiten Weltkriegs erstrecken sich die einzelnen Texte.

Der Brite Milton, der schon zahlreiche populäre Geschichtsbücher veröffentlicht hat, hat viele Episoden aus der britischen Vergangenheit berücksichtigt. Winston Churchill taucht gleich in mehreren Episoden auf, und auch andere bekannte Personen tragen mit ihren Erlebnissen dazu bei, dass ein abwechslungsreiches, unterhaltsames und auch durchaus informatives Buch entstanden ist.

- Giles Milton: Vom Mann, der mit zwei Flaschen Whiskey den Untergang der Titanic überlebte. Benevento Verlag, Salzburg, 290 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 978-3-7109-0077-8.

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