Dortmund. Sehr unterhaltsam: Don Tillman ist wieder da, Professor, Autist, Ehemann von Rosie - ein etwas verquerer Typ, aber supersympathisch. Im dritten Roman der “Rosie“-Reihe will er seinen kauzigen Sohn auf die Spur bringen.

Es beginnt abgedreht. "Ich stand einbeinig in der Küche beim Austern-Auslösen, als die Probleme begannen." Don Tillman (51) bereitet das Abendessen für Frau Rosie und erwartete Gäste zu, füllt dabei einen Leistungsbeurteilungsbogen für seine Uni aus und macht Kniebeugen auf einem Bein.

Bekleidet mit einem Schlafanzug. Ein Austernmesser in der Hand. Das steckt kurz darauf in seiner Kniekehle, denn natürlich verliert er das Gleichgewicht und stürzt. Nach den Bestsellern "Das Rosie-Projekt" und "Der Rosie-Effekt" ist Don wieder da. Im turbulenten und absolut lesenswerten Roman "Das Rosie-Resultat" mit unbeschwert-amüsantem Tonfall.

Don ist hochintelligent, ursprünglich Informatiker, jetzt Genetik-Professor, Autist - komplizierte Denke, aber auch immer strategisch und geradeaus. Diesmal ist er vor allem der Vater von Hudson (11). Der Sohn scheint kauzig zu geraten. Nach einem Rosie-Job-bedingten Umzug von New York zurück nach Australien, fällt Hudson in der Schule in Melbourne negativ auf. Typ Außenseiter, verschroben, eigenwillig. Er hat keine Freunde, kann nicht Radfahren, keine Bälle auffangen, ist "anders".

Don sieht Parallelen zu seiner eigenen unglücklichen Jugend, will Hudson Frust ersparen. Mit vollem Einsatz, generalstabsmäßiger Vorbereitung und "evidenzbasierten Entscheidungen" - so wie es eben seine Art ist - will er seinem Sohn auf die Spur helfen. "Jetzt (...) hatte ich die Chance, einige meiner Erfahrungen an Hudson weiterzugeben und ihm neunundreißig Jahre Durchboxen zu ersparen. So lange hatte es bei mir gedauert, bis ich das beste Leben der Welt führte."

Und los geht's. Auf dem Programm steht: Wichtige Lebenskompetenzen vermitteln. Don lässt für sein "Hudson-Projekt" seine Uni-Karriere ruhen, steht in allen SOS-Lagen parat, lässt sich allerhand Originelles einfallen. Nicht immer mit den klassischen Methoden. Ein zur sexuellen Aufklärung des Filius gedachter Datenstick mit Video-Szenen allerlei kopulierender Tiere landet in der Schule. Rosie und Don werden - wieder einmal - zur Schulleitung zitiert.

Das Buch des Australiers Graeme Simsion ist witzig und unterhaltsam, zugleich informativ, zeigt die Welt mit einem Schmunzeln aus der Sicht eines Wissenschaftlers mit Autismus. Don hat das Asperger-Syndrom, tut sich schwer mit sozialen Ritualen, mit körperlicher Nähe. Er hat eine ungelenkige Art, aber auch eine erfrischend unkonventionelle Herangehensweise. Aus Lesersicht ist er auf jeden Fall ein Sympathieträger.

Ein paar Sticheleien hat Simsion eingebaut: Wenn er etwa schildert, wie manche Leute sich gegenüber Menschen mit Autismus verhalten - das wiederum versehen mit einem Augenzwinkern. Das Rätsel, das sich durch den Roman zieht, lautet: Ist Hudson nun Autist oder nicht?

Rosie und Don treibt die Frage um: Hat ihr Junior also erblich bedingt autistische Züge? Das Verhalten seines Elfjährigen gleicht Don innerlich immer wieder ab mit Wesenszügen, die für Autisten als typisch gelten. Und unterteilt seine Beobachtungen dann gedanklich quasi in die Körbchen "Autist" oder "Nicht-Autist". Wenn sich Hudson um seine traurig wirkende Grandma sorgt, meldet sich bei Don im Stillen die Info: "Autisten können die Gefühle anderer schlecht wahrnehmen."

Im "Rosie Resultat" hat man nichts Böses zu befürchten. Es gibt viel zu lachen, nette Menschen und einige Überraschungen. Die größte ist Sohnemann Hudson selbst. Er verblüfft sie am Ende alle.

- Graeme Simsion: Das Rosie-Resultat, S. Fischer Verlag, 384 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 978-3-8105-3066-0.