Prag. Der tschechische Reiseschriftsteller begenete einst Fidel Castro auf Kuba oder dem Dalai Lama. In seinen populärwissenschaftlichen Büchern über indigene Völker und erreichte damit ein Millionenpublikum. Jetzt ist er 89-jährig gestorben.

Der tschechische Reiseschriftsteller und Völkerkundler Miloslav Stingl ist tot. Er starb bereits am Montag im Alter von 89 Jahren, wie sein Sohn am Mittwoch bekanntgab.

Mit seinen populärwissenschaftlichen Büchern über die indigenen Völker Süd- und Nordamerikas sowie des Pazifikraums erreichte Stingl ein Millionenpublikum. Sie erschienen unter Titeln wie "Das Reich der Inka", "Tod in der Südsee" oder "Das letzte Paradies" auch in deutscher Übersetzung.

Stingl bezeichnete sich in einem Interview vom Sommer 2018 als den "einzigen Indianerhäuptling in Tschechien". Angehörige des nordamerikanischen Indianerstamms der Kikapoo hätten ihm den Ehrentitel im Mai 1971 verliehen. Er hatte sich mit ihnen während eines Forschungsaufenthalts angefreundet. Als Wissenschaftler konnte Stingl in einer Zeit in fremde Länder reisen, als dies den meisten Menschen im damaligen Ostblock verwehrt war.

Geboren wurde er am 19. Dezember 1930 in Bilina (Bilin). Später erzählte er gern von seinen persönlichen Begegnungen etwa mit dem noch jungen Revolutionär Fidel Castro auf Kuba oder dem Dalai Lama, dem geistigen Oberhaupt der Tibeter. Im hohen Alter wandte sich Stingl der eigenen Heimat zu, mit Reisebüchern über Böhmen und seine Bäderorte. Mit "Sex auf den fünf Erdteilen" (übersetzter Titel) erzielte er zudem in Tschechien im Jahr 2006 noch einen unerwarteten Bestseller.