Neapel/Berlin. Unter #FerranteFever tauschen sich Fans aus aller Welt über die Bücher von Elena Ferrante aus - und über die mysteriöse Autorin. In vielen Ländern ist die große Unbekannte seit Jahren erfolgreich, jetzt erschien das erste Buch auch in Deutschland.

Niemand weiß, wer sie wirklich ist - aber in Italien - und etlichen anderen Ländern - sind die Menschen schon seit Jahren verrückt nach ihren Büchern.

Vor wenigen Tagen ist nun auch in Deutschland der erste Roman von Elena Ferrante erschienen - unter diesem Synonym schreibt die große Unbekannte, ein Weltstar, wie der "Spiegel" meint. Das erste Buch heißt "Meine geniale Freundin". Es sei die größte Umsatzhoffnung des deutschen Buchhandels für diesen Herbst, ist das Ergebnis einer Umfrage des Fachblattes "buchreport".

"Meine geniale Freundin" ist der erste Teil der "neapolitanischen Saga", die in Deutschland im Suhrkamp-Verlag erscheint - und prompt auf Platz acht der "Focus"-Bestsellerliste einstieg. Es geht um zwei Mädchen, die ganz unterschiedlich sind und doch über sechs Jahrzehnte beste Freundinnen bleiben. Die Kritiker überschlagen sich vor Begeisterung: "Das beste Porträt einer Frauenfreundschaft in der gesamten modernen Literatur", schrieb die "New York Times". Und die BBC urteilte: "In diesen Romanen ist eine drastische Ehrlichkeit am Werk, die zugleich erschüttert und tröstet." Online tauschen sich Leser über #FerranteFever über die Geschichte - aber auch die mysteriöse Autorin - aus.

Suhrkamp nennt Ferrante die "große Unbekannte der Gegenwartsliteratur". Auch der zweite Teil soll nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen: Am 30. Januar 2017 kommt laut Suhrkamp "Die Geschichte eines neuen Namens" auf den Markt. Auch dann geht es wieder um die Freundinnen Lila und Elena, die in diesem Buch inzwischen 16 Jahre alt sind.

In Italien erschien der erste Band bereits 2011, seitdem entwickelte sich Elena Ferrante zum Weltstar - aber zu einem unbekannten. Niemand weiß bis heute, wer sie wirklich ist. Ein bisschen verriet sie neulich in einem "Spiegel"-Interview: "Ich heiße Elena, bin eine Frau, und ich bin in Neapel geboren." Sie habe Töchter. "Die Liebe zu ihnen und die Liebe zum Schreiben im Gleichgewicht zu halten, war ein schwieriges Unterfangen."

Ihre Identität preisgeben wollte Ferrante aber auch im "Spiegel" nicht: "Mein Entschluss ist wohlüberlegt und endgültig." Fürchtet sie den Moment ihrer Enttarnung? "Nein, nicht im Geringsten. Ich würde einfach aufhören zu publizieren."

Übersetzungen des ersten Bandes seien inzwischen in 50 Ländern lizenziert, sagt eine Suhrkamp-Sprecherin. "Die verkauften Auflagen in Italien und den USA lagen jeweils bei einer Million Exemplaren." In Australien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Israel, Italien, Norwegen, Schweden, Spanien und in der Türkei hätten die Bücher Platz eins der Bestseller-Listen erreicht.

Doch warum hat man von all dem in Deutschland kaum etwas mitbekommen und wieso erschien das erste Buch erst jetzt? "Suhrkamp hat die Rechte an der Tetralogie 2014 erworben und sich in einem Bieterverfahren gegen andere Verlage durchgesetzt", erklärt die Sprecherin. "Da wir alle vier Bände in zeitnaher Folge veröffentlichen wollten, bedurfte es etwas Zeit, bis die passende Übersetzerin gefunden war, die dann auch die nötige Zeit mitbrachte, sich der fast 2000 Seiten umfassenden Saga zu widmen."

Und tatsächlich sollen Fans nach der Lektüre nie lange auf den nächsten Band warten müssen. Nach Teil zwei im Januar ist Band drei "Die Geschichte der getrennten Wege" für Juni 2017 geplant, der vierte Teil "Die Geschichte des verlorenen Kindes" soll voraussichtlich im Oktober nächsten Jahres erscheinen.