Der Krimi auch: Håkan Nesser und Dominique Manotti steigern die Spannung.

Er mag den Tod, hat Håkan Nesser einmal gesagt, schließlich liefere er ihm immer wieder Geschichten. Der gewalttätige Abschied aus dem Hier und Jetzt als Matrix für quicklebendige Geschichten - das klassische Schicksal von Krimiautoren, weltweit. Da macht Nesser, der schwedische Bestsellergarant, keine Ausnahme. Auch ihm steht der Tod gut, er mag ihn halt.

Der Tod begegnete ihm in fiktiver Gestalt zum ersten Mal 1993, da brachte Nesser sein Krimi-Debüt "Das grobmaschige Netz" heraus. Das ist jetzt gute 20 Bücher her, und die Gesamtauflage seiner allein in Deutschland verkauften Romane liegt mittlerweile bei rund 5,3 Millionen Exemplaren.

"Die Einsamen" (btb, 605 Seiten, 19,99 Euro) ist der Titel des aktuellen Kriminalromans, den Nesser, 61, beim Harbour Front Festival vorstellt. Die Grundkonstellation des Romans ist vergleichbar mit seinem Inspektor-Barbarotti-Roman von 2007, "Eine ganz andere Geschichte".

Verbrachten darin zwei schwedische Ehepaare und zwei Singles den Sommer in der Bretagne mit in den kommenden Jahren entsprechend tödlichen Folgen, so sind es in "Die Einsamen" drei junge schwedische Paare, die im Sommer mit dem Bus von Uppsala bis ans Schwarze Meer reisen. Auch zu ihnen gesellt sich etliche Jahre später der Tod, wenngleich auf ganz andere Weise. Mord hat viele Gesichter. Und Inspektor Gunnar Barbarotti blickt auch in diesem wunderbaren Kriminalroman tief in sie hinein.

Nesser gelingt es erneut, eine sensible Zeichnung der Figuren mit Spannung fördernden Elementen zu einem packenden Ganzen zu paaren. Tempo und Timing der Story sitzen, Håkan Nesser erweist sich ein weiteres Mal als wirklich großer Erzähler.

Eine ganz andere Tonart schlägt die französische Autorin Dominique Manotti, 68, an. Klar, hart und direkt ist ihre Sprache, erst mit 50 Jahren begann Manotti zu schreiben, hoch gelobt sind ihre bislang sieben Romane. Den aktuellen Politthriller "Einschlägig bekannt" (Ariadne, 250 Seiten, 12,90 Euro) stellt sie beim Festival im Gespräch mit Doris Gercke vor. Vermutlich begegnen sich da Schwestern im Geiste, schließlich ist auch das, was die Deutsche schreibt, politisch ambitioniert.

Manotti wirft ein grelles Schlaglicht auf die französische, speziell die Pariser soziale Realität. Scharf konturiert treten Korruption, Gier und Machtmissbrauch hervor. Ein Gesellschaftsroman allererster Güte.

Håkan Nesser und Dietmar Bär 18.9., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich ausverkauft

Dominique Manotti im Gespräch mit Doris Gercke, 15.9., 20 Uhr, "MS Bleichen", Karten 12 Euro (inkl. Schifffahrt) Karten unter T. 30 30 98 98 www.harbourfront-hamburg.com