Im Oktober erscheint “Der kleine Ritter Trenk und der Große Gefährliche“. Kirsten Boie liest schon mal daraus vor

Ein kleiner Junge stapft durch den Wald, sein zahmes Ferkel am Strick. Er ist auf der Flucht vor einem bösen Ritter. Den hat er nämlich mal ausgetrickst, und der sinnt jetzt auf Rache. Nun kommt man normalerweise nicht weit ohne Rüstung, Pferd und Waffen, wenn ein wütender Ritter hinter einem her ist. Zum Glück ist seine Nenncousine dem Jungen hinterhergeritten, die beste Erbsenschützin der Welt.

Es gibt Helden, Supermänner, Alleskönner in der Kinderliteratur, in die sich die jungen Leser nach Herzenslust hineinträumen können. "Der kleine Ritter Trenk" ist aus anderem Holze geschnitzt. Das hat seine Schöpferin Kirsten Boie schon beim gleichnamigen Buch so gehalten, und dabei bleibt sie auch jetzt im Folgeband "Der kleine Ritter Trenk und der Große Gefährliche", der im Oktober erscheint: Trenk ist schlau und tapfer, aber zum Ziel kommt er nur zusammen mit anderen.

Wie so oft im Leben. Diese fundamentale Botschaft und noch viele andere hat die Autorin mal wieder in eine Geschichte voller Witz und Grazie gewoben: Trenk, sozusagen Ritterlehrling, wird des Kirchenraubs verdächtigt - und des Betrugs dazu. Denn ein Drache verbreitet Angst und Schrecken in der Gegend, dabei hatte Trenk den einst besiegt. Hat er damals jedenfalls behauptet. Das ist eine für Trenk ungemütliche und für den Leser reichlich komplexe Ausgangslage. Es bedarf schon einer gewieften Erzählerin wie Boie, um jederzeit den Überblick zu behalten. Dazu bedient sich Autorin ihres bewährten Kniffs: Sie streut in das Geschehen Kommentare ein, die oft sehr komisch sind und klingen, als fielen sie ihr beim Vorlesen gerade ein. Wenn ein Ritter dem Landesfürst eine vorlaute Frage stellt und der darob die Stirn runzelt, schiebt Boie kurz ein: "Denn wenn der Herr Fürst zu Besuch kam, sollten seine Untertanen gefälligst begeistert jubeln, so war das damals, und nicht nachfragen". Geschickt wechselt sie immer wieder von der eigentlichen Handlung in die Jetztzeit zu ihrem Publikum.

Wer das belehrend findet, der vergisst, wie wichtig es für Kinder ist, Kontakt zu dem Erwachsenen zu haben, der ihnen etwas erzählt. Bei Boie tauchen waffenstarrende Ritter und feuerspeiende Drachen auf, und oft genug scheint die Lage für Trenk und seine Gefährten restlos verfahren. Doch lässt die Autorin die Spannung, die sie erzeugt, nie zu hilfloser Angst werden.

Wer sagt, dass ein Drache immer gefährlich sein muss? Boie findet hier eine ihrer virtuosen Wendungen: Das Ungetüm war nur auf der Suche nach seiner Herzensdame. Es ist verliebt.

Kirsten Boie: Der kleine Ritter Trenk und der Große Gefährliche. Oetinger, 160 Seiten, 14,95 Euro. Erscheint im Oktober 2011. Ab 6 Jahren.

Lesung: Sonntag, 18.9., 13.30 Uhr, Katholische Akademie Hamburg, 8 Euro/6 Euro erm.