Neulich erst hat Bruce Springsteen die “Queen of Supermarket“ besungen. So eine hat auch der Schriftsteller David Wagner entdeckt, im Supermarkt seines Vertrauens am Prenzlauer Berg in Berlin.

Aber die Schöne an der Kasse spielt keine größere Rolle in Wagners neuem Roman "Vier Äpfel" als Zahnpastatuben, Tomatendosen und Klobürsten. Wagner erzählt stets wie unter Wasser: Die ihn umgebende Welt bewegt sich nur langsam. Genauso langsam wie er, der große Erinnerungsautor und bisweilen schmerzlich genau beobachtende Stilist, offenbar seine Texte produziert: Fünfeinhalb Jahre arbeitete er an "Vier Äpfel".

Die Selbstbespiegelung des Ich-Helden im Angesicht der Tiefkühlkost zeigt diesem den Stillstand in seinem Leben. Über allen fein ziselierten Erkundungen in der Warenwelt steht jedoch die Suche nach seinem früheren Leben mit der Frau, die ihn verlassen hat.

Während der Erzähler en passant die Kulturgeschichte des Supermarkts erzählt, erinnert er sich an die Tante-Emma-Läden seiner Kindheit. Er räsoniert über Konsum als Bürgerpflicht und die psychotherapeutische Funktion des Einkaufens. Wer einkauft, hat noch die Illusion, das Dasein könnte schöner werden, mit jedem Shampoo und jedem Ice-Crusher. "Vier Äpfel" ist das Archiv unserer Wirklichkeit.

David Wagner: Vier Äpfel Rowohlt, 158 Seiten, 17,90 Euro