Der in fünf Erzählungen geteilte Roman kreist um eine Hauptfigur und ein Thema: das Abschiednehmen. Und darum, wie es den Weiterlebenden ergeht.

Der Tod ist in "Alice" vom ersten Satz an präsent: "Aber Micha starb nicht." Micha stirbt dann doch, nur erst ein paar Tage später. Was passiert in diesen Tagen, in denen man auf den Tod wartet, davon handeln Judith Hermanns neue Erzählungen. Elf Jahre nachdem sie mit "Sommerhaus, später" ihr sensationell erfolgreiches Debüt vorgelegt hat und sechs Jahre nach dem Erscheinen von "Nichts als Gespenster", hat Hermann fünf Geschichten über das Sterben und das Weiterleben vorgelegt.

Sie hat sie als "Roman" deklariert und über die Hauptfigur Alice miteinander verknüpft: Fünf Männer unterschiedlichen Alters, die ihr mehr oder weniger nahestehen, segnen aus verschiedenen Gründen das Zeitliche. Unheilbar krank der eine, lebensmüde der andere. Und Alice wandelt traumverloren umher, ein bisschen so, wie man es von Hermanns einstigen Berliner Bohème-Figuren erinnert. Die knappen Sätze und der reduzierte Stil, der leicht melancholische Tonfall, das atmosphärische Heraufbeschwören und das Beiläufige - damit ist die Autorin berühmt geworden; all das findet sich auch in "Alice" wieder: "Noch immer - die Straße voller Menschen. Ununterbrochen redend, kein Ende absehbar, kein letztes Wort. Aber jetzt, mit Einbruch der Dunkelheit, klang alles gedämpfter. Windlichter auf den Tischen. Männer und Frauen, einander gegenübersitzend."

Judith Hermann Vom Leben und vom Tod; So, 13.9., 12.00; Schmidts Tivoli, 14 Euro