Schöpferisch und anspruchsvoll: Kirsten Boie setzt Maßstäbe in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur.

Kaum geschminkt, mit kurzem, blonden Haar und Bluse könnte Kirsten Boie gut als Gymnasiallehrerin durchgehen. Norddeutsch präzise drückt sie sich aus, mit ihrem Mann lebt sie in Barsbüttel, einem Nest östlich von Hamburg. Sie haben zwei erwachsene Adoptivkinder - und keinen Hund: "Das wollen Kinder bei Lesungen immer wissen."

Die "FAZ" hat Kirsten Boie zur deutschen Erbin von Astrid Lindgren erklärt. Ihre Bücher sind vielfach preisgekrönt, 2007 erhielt sie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Lebenswerk. Boie aber liegt jedes Stargehabe fern. Ihr geht es ums Schreiben und um die Kinder. In einem Vierteljahrhundert hat sie ein fast unübersehbares Oeuvre geschaffen. Unerschöpflich scheint die Fantasie, mit der sie oft liebenswürdig skurrile Figuren zeichnet, für jedes Buch findet sie einen eigenen Tonfall. "Der kommt von alleine", sagt sie schlicht. Um Ideen ist sie nie verlegen: Sie hat die Maurenzeit behandelt ("Alhambra"), Mut und Leibeigenschaft ("Der kleine Ritter Trenk") und Obdachlosigkeit ("Ein mittelschönes Leben"); sie schreibt über Feen, Prinzessinnen und die Qualen des Erwachsenwerdens.

Ihr neuestes Buch "Seeräubermoses" ist soeben erschienen, ein furioses, freches Vorlesebuch. Von Ferne erinnert "Seeräubermoses" an Michael Endes "Jim Knopf". Auch hier kommt ein Findelkind vor; den Titel kann man getrost wörtlich nehmen. Beim "Seeräubermoses" war Lokalpatriotismus am Werk: "Piraten sind für Kinder ein spannendes Thema. Aber es geht immer um die Piraten der Karibik. Dabei hatten wir doch hier unsere eigenen Piraten, bevor die Karibik überhaupt entdeckt wurde!"

Seeräuberfest mit Kirsten Boie Sa, 19.9., 15.30, Altonaer Museum, Museumstraße 23, 11/9 Euro