François Lelord verkauft seine Hector-Romane millionenfach in alle Welt. Am 14.9. ist er in Hamburg “Auf der Suche nach dem Besten im Leben“.

François Lelords Bücher sind eine Mischung aus den Abenteuern des "kleinen Prinzen" und den philosophischen Erfolgsromanen eines Eric-Emmanuel Schmitt. Sein Held Hector ist wie Lelord selbst studierter Psychologe und stellt die großen Fragen der Menschheit im Alltäglichen. Im vierten Roman, "Hector & Hector und die Geheimnisse des Lebens", tritt erstmals dessen wissbegieriger Sohn, der kleine Hector, auf.

Abendblatt:

Wie genau erfassen Sie die Sehnsüchte der Menschen?

François Lelord:

Gar nicht. Beim ersten Roman habe ich improvisiert. Die Fragen, die der kleine Hector und sein Vater an das Leben stellen, sind universell: "Was ist das Gute, was ist Erfolg, was Scheitern, was ist der Wert der Freundschaft? Was ist Liebe?" Wer von uns stellt sich nicht diese Fragen an einem Punkt im Leben.

Abendblatt:

Sie schreiben nun in einer einfachen, verständlichen Sprache aus der Sicht eines kleinen Jungen, warum?

Lelord:

Die Sprache ist stark von Voltaires Satire "Candide" und Montesquieus Briefroman "Persische Briefe" beeinflusst. Ich hatte schon lange das Bedürfnis, von der Kindheit zu sprechen, weshalb ich den kleinen Hector eingeführt habe.

Abendblatt:

Die Welt, die Sie beschreiben, ist weitgehend in Ordnung. Ist das realistisch?

Lelord:

Das ist die Welt eines kleinen Jungen aus der Mittelklasse, der das Glück hat, dass seine Eltern zusammen sind. Gleichzeitig ist er konfrontiert mit der Gewalt im Schulhof, Problemen der Kameraden, deren Eltern geschieden oder arbeitslos sind. Das macht ihm bewusst, das Glück muss nicht von Dauer sein.

Abendblatt:

Hector hat mit seiner Frau eine Diskussion darüber, ob persönliche Freiheit existiert. Was glauben Sie?

Lelord:

Mein Beruf als Mediziner hat mir die Bedeutung der Herkunft und Bildung für unsere alltäglichen Verhaltensweisen gezeigt. Wenn man nicht an Freiheit glaubt, ist es leichter zu vergeben, weil ja der Böse nicht verantwortlich ist für sein Handeln. Wenn man an Freiheit glaubt, wie zum Beispiel Jean-Paul Sartre, fängt man an, die Schurken nach der eigenen Definition zu bestrafen.

Abendblatt:

Sie selbst sind in der psychiatrischen Praxis Ihres Vaters groß geworden. Wie hat Sie das geprägt?

Lelord:

Wir lebten auf dem Krankenhausgelände. Menschen, die an mentalen Problemen leiden, waren Teil meines Alltags. Auch mit ihren teils befremdlichen Ansichten zur Welt.

Abendblatt:

In Ihrer eigenen medizinischen Arbeit habe Sie sich mit Ängsten und Depressionen befasst. Wie haben Sie sich dabei Ihre Leichtigkeit beim Schreiben bewahrt?

Lelord:

Ohne mich mit einem Genie vergleichen zu wollen, "Candide" beschreibt alle dramatischen Phänomene seiner Kriegszeit, wie Massaker, Vergewaltigung, Glaubensverfolgung mit einem leichten Ton. Und das heißt nicht, dass er sie auf die leichte Schulter nimmt.

François Lelord Mo 14.9., 20.00, Imperial-Theater (U St. Pauli), Eintritt 12 Euro