Hamburg. „Die Wundertüte ist ja eigentlich jedes Jahr ziemlich bunt. Aber dieses Jahr, finde ich, ist sie ganz besonders bunt ausgefallen.“ Literaturhaus-Chef Rainer Moritz freut sich über die Nominierten der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik. Vier der fünf Autorinnen und Autoren hatten am Schwanenwik aus ihren Romanen vorgelesen. Am 27. April entscheidet die Jury in Leipzig, wer den Literaturpreis in dieser Sparte erhält.
Literaturhaus Hamburg: Was alle Bücher gemeinsam haben
Schaut man genauer in die Wundertüte, haben alle Bücher ein gemeinsames Thema: sehr spezielle Lebensläufe. Sie spielen im Hier und Jetzt, wie etwa „Prana Extrem“ von Joshua Groß, oder in der traumatisierenden NS-Zeit, dem Schauplatz von Ulrike Draesners „Die Verwandelten“. Angela Steidele beschreibt in „Aufklärung. Ein Roman“ eine Besonderheit dieser Epoche: „Damals gab es viele Forscherinnen aus nahezu allen Bereichen, heute kennt keiner mehr ihre Namen.“
Sie wolle mit den Geschichten ihrer Protagonistin Dorothea Bach (eine Tochter von Johann Sebastian Bach) zeigen, wie weit die Gleichberechtigung schon einmal gewesen war. Umgekehrt macht es Clemens J. Setz, der bei der Lesung nicht anwesend sein konnte: Die Wahnwelt seines Protagonisten Peter Bender, der Anfang des 20. Jahrhunderts lebte, zeigt erschreckende Parallelen zum heutigen Querdenkertum: „Hohlwelt-Theorie“ nennt sich die Einbildung, mit der Bender eine Religionsgemeinschaft aufzubauen versuchte.
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Ein Leben neu aufzubauen kann auch mit großer Traurigkeit und hohen Erwartungen verbunden sein. Dinçer Güçyeter ist Kind einer türkisch-griechischen Gastfamilie.
Dinçer Güçyeter findet im Literaturhaus Hamburg literarisch seine Stimme
Seine Mutter wünscht sich einen starken Mann als Sohn, doch er kann das nicht geben. „Ein Deutschlandmärchen“ ist schwermütig und emotional, aber das merkt man dem Autor im Dialog mit Moritz nicht an. Ulkig und unterhaltsam erzählt er über das Verhältnis zur Mutter. Literarisch findet er seine Stimme.
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