Spendenkampagne

Erinnert sich noch jemand an die Pandemie?

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„Immer Nudeln“, eine Selbstinszenierung der Fotografin Henriette Pogoda.

„Immer Nudeln“, eine Selbstinszenierung der Fotografin Henriette Pogoda.

Foto: henriette pogoda / Henriette Pogoda / Call it Corona

Ein Fotoband mit dem Titel „Call it Corona“ soll durch eine Spendenkampagne finanziert werden. Das ist geplant.

Hamburg.  Die Corona-Pandemie: Bilder von leeren Geschäften, FFP2-Masken und Notaufnahmen, sie lösen Unbehagen aus, manche möchten sich an diese Zeit gar nicht mehr erinnern. Doch der in Berlin ansässige Fotograf Ralph Pache sieht das anders. Diese Bilder, so findet er, „erinnern uns daran, dass wir als Menschen nicht alleine sind und dass wir stolz darauf sein können, das hinbekommen zu haben.“

Um diese Erinnerungen festzuhalten, hat es sich nun ein Team aus mehr als 50 Fotografen und Fotografinnen, die meisten Mitglieder im Berufsverband Freelens, zur Aufgabe gemacht, einen Corona-Bildband herauszugeben. Finanziert werden soll das Projekt „Call it Corona“ durch eine Crowdfunding-Kampagne, im Fokus der Arbeiten stehen die unterschiedlichen Momente und Perspektiven der Pandemie. Für die Mitherausgeberin und Hamburger Fotografin Valeska Achenbach ist es ein Herzensprojekt, geht es doch um „eine besondere Zeit, die einfach in Bildern festgehalten werden muss“.

Hamburger Fotografin Henriette Pogoda auf ihrem Bett

Wie heterogen die an diesem Projekt Teilnehmenden die Pandemie wahrgenommen haben, zeigt sich bei der Auswahl ihrer Motive: Da sitzt etwa die Hamburger Fotografin Henriette Pogoda auf ihrem Bett. Auf ihrem Kopf: ein Plastikhelm, an dem gekochte Spaghetti befestigt sind, die ihr Gesicht verdecken. Die Nudeln waren vor allem während der beginnenden Pandemie zum Symbol geworden; aus Angst vor einem Lockdown waren in Supermärkten damals komplette Toilettenpapier- und Nudelbestände aufgekauft worden. Mit ihrem Selbstporträt drückt Pogoda aber vor allem ein Gefühl der Isolation aus. Weder sieht der Betrachter sie, noch kann sie etwas von der Welt sehen.

Ein weiteres Foto zeigt den intimen Moment zweier älterer Menschen, die sich berühren möchten, aber durch eine Glasscheibe getrennt sind. Für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen war die Isolation während der Pandemie besonders schlimm: Teilweise durften sie keine Angehörigen empfangen und vereinsamten. Auch die politischen Auseinandersetzungen während der Pandemie lassen sich in den Bildern finden: Auf einem der Fotos steht Polizei schützend vor dem Reichstag. Es ist der Tag, an dem Gegner der Corona-Eindämmungsmaßnehmen und Verschwörungsgläubige versuchten, das Gebäude zu stürmen.

Um den Bildband zu realisieren, haben die Herausgeberinnen eine Crowdfunding-Kampagne bei startnext ins Leben gerufen. Gesammelt wird bis zum 19. März, das erste Spendenziel beträgt 32.000 Euro.

( hppw )