Berlin. Die documenta startete begleitet von Antisemitismus-Vorwürfen - und endet mit einem vernichtenden Fazit des Auschwitz-Komitees: Die Rede ist von einem Rückzug «hinter die Mauern der eigenen Arroganz».

Zum Ende der documenta fifteen in Kassel hat das Internationale Auschwitz Komitee der Weltkunstschau ein miserables Zeugnis ausgestellt. «Die documenta steht vor einem Scherbenhaufen, aber auch aus Scherben lässt sich eine neue Welt zusammenfügen», sagte der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, laut einer Mitteilung.

«Am Ende der documenta fifteen ist das trotzige Beharren vieler Verantwortlicher und der Rückzug hinter die Mauern der eigenen Arroganz zur traurigen Realität dieses Kunstfestes geworden.»

Nach 100 Tagen endet an diesem Sonntag die documenta fifteen. Die neben der Biennale in Venedig bedeutsamste Ausstellung für zeitgenössische Kunst wurde vor und während ihrer Laufzeit überschattet von immer neuen Antisemitismus-Vorwürfen.

Werke mit antijüdischen Stereotypen

Kurz nach der Eröffnung der Schau wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt. Das Banner «People's Justice» des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde daraufhin abgehängt. Auch danach wurden Werke mit antijüdischen Stereotypen entdeckt.

Heubner monierte, die immer wieder inszenierte Kritik an der Existenz des Staates Israel habe «tief im altbekannten Sumpf antisemitischer Vorurteile» gesteckt und nie begriffen, dass hier auch Menschen verletzt, diffamiert und ausgegrenzt würden, die dies in ihrer Familiengeschichte schon einmal bis zum bitteren Ende hätten erleben müssen.

«Dass diese antisemitische Konnotation in Deutschland und bei der Documenta fifteen trotz wachsender Kritik und Diskussionsangeboten über 100 Tage lang möglich war, wird der bleibende Makel dieses Projektes bleiben, der eine Zeitenwende in Deutschland markiert und viele politische Äußerungen als Lippenbekenntnisse entlarvt.»

Heubner sagte laut Mitteilung, in Deutschland würden Politik und Gesellschaft über diese Zeitenwende und die aus der Documenta fifteen hervorgebrochenen Debatten ins Gespräch kommen und die Realitäten von Antisemitismus und Israelhass im internationalen Kontext neu bewerten müssen. Die Documenta müsse ein Konzept entwickeln, das vor allem die eigene Verantwortung ernst nehme und neue, provozierende Blickwinkel auf die verstörende Realität unserer Welt ermögliche.