Hamburg. Auch wenn Max Beckmann (1884–1950) in erster Linie mit seinen großen Figurenbildern bekannt geworden ist, spielen die Landschaften bei ihm ebenfalls eine bedeutende Rolle. Ein Drittel seines Gesamtwerks zählt man zu diesem Genre. Der Maler liebte Südfrankreich und reiste seit 1930 wiederholt an die Côte d’Azur. Er machte dort viele Fotos, die ihm später als Vorlage für seine Bilder dienten. Dabei lehnte er sich manchmal durchaus an die Klischees der Postkartenfotografie an.
1939 machte Beckmann mit seiner Frau noch einmal Urlaub in Südfrankreich. Sie residierten in Cap Martin direkt neben dem Fürstentum Monaco im gleichnamigen luxuriösen Hotel. Klaus und Erika Mann haben es in ihrem Reiseführer so beschrieben: „Das große Hotel von Cap Martin ist noch eines der repräsentativen Riviera-Prunkstücke mit Park, Galaaussicht über die Felsen zum Meer.“
Kunsthalle Hamburg: Beckmann zog nach Amsterdam
Gleich nach der Rückkehr – es sollte der letzte Aufenthalt dort für acht Jahre sein – schrieb Beckmann: „Cap Martin hat mir ganz großartig getan und alle meine Nerven und Ideen neu gefärbt. Ganz neue Sachen sind mir aufgegangen, und ich werde 20 Jahre zu tun haben, um das alles zu realisieren.“
Beckmann zog sich während des Zweiten Weltkrieges ins Exil nach Amsterdam zurück. Dort entstand auch sein „Schwimmbad Cap Martin“. Während seines Frankreich-Aufenthalts hatte er den zur damaligen Jahreszeit noch nicht betriebenen Pool mehrfach fotografiert. Umgesetzt hat er seine Eindrücke dann 1944 – in einem sehr heißen August.
Beckmann war Mitglied der Berliner Secession
Auf der rechten Seite von „Schwimmbad Cap Martin“ ist das Becken von Felsen umgeben. Auf der linken Seite sieht man drei Zwiebeltürme, die zu einer Strandbar gehören. Auf den Beckmann-Fotos ist das Becken leer, im Gemälde ist das anders. Wahrscheinlich suchte der Maler den Kontrast zur See. Die Kunsthistorikerin Carla Schulz-Hoffmann schreibt: „In dem Gegenüber der Weite des offenen Meeres und dem beengten Viereck des Bades findet der Gegensatz von Freiheit und Unfreiheit eine sinnfällige Umschreibung.“
Beckmann, der zunächst Mitglied der Berliner Secession war, liebäugelte später mit der Rolle als Einzelgänger. Er gilt heute als bedeutender Künstler der Klassischen Moderne. Als seinen einzigen Lehrer hat er den Norweger Carl Frithjof Smith bezeichnet, den er in Weimar traf. Als 1906 seine Mutter starb, malte er zwei Bilder, die deutlich an ähnliche Bilder von Edvard Munch angelehnt sind. Den Expressionismus lehnte der Maler ab. Im Ersten Weltkrieg wurde er zwar Soldat, sagte aber: „Auf die Franzosen schieße ich nicht, von denen habe ich so viel gelernt. Auf die Russen auch nicht, Dostojewski ist mein Freund.“
Kunsthalle Hamburg: „Die Kunst ist verflucht schwer"
Der Maler war auch stark an der Philosophie Nietzsches und Schopenhauers interessiert. Etwas profaner klingt da schon die Erinnerung an folgende, möglicherweise mühsam erworbene Lebenserfahrungen: „Die Kunst ist verflucht schwer. Wenn man abends bei einer Flasche Wein sitzt, meint man, es müsse wie von selber gehen. Am nächsten Morgen, nüchtern vor der großen weißen Leinwand, die Sachen wieder aus dem Nichts zu holen, da ist einem ganz anders zumute. Wenn ich morgens gemalt habe, bin ich den übrigen Tag nur noch ein lebender Leichnam.“
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Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges blieb er in den Niederlanden und verbrannte seine Tagebücher. 1947 erhielten seine Frau Minna und er Visa für die USA, wo er einen Lehrauftrag in St. Louis erhielt. Beckmann hat Deutschland nie wieder betreten. Sein digitales Werkverzeichnis wird von der Kunsthalle betreut, die auch eine der bedeutendsten Sammlung seiner Werke besitzt.
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