Frankfurt/Main. Welcher ist der beste Roman des Jahres? Die Jury hat ihre Longlist für den Deutschen Buchpreis veröffentlicht. Etablierte Autorinnen und Autoren sind ebenso dabei wie weniger bekannte Stimmen.

Sie spielen in der norddeutschen Provinz oder in Nordkorea, in der Ostberliner Vorwendezeit oder in einer herannahenden Dystopie: 20 Romane haben es auf die mit Spannung erwartete Longlist für den Deutschen Buchpreis geschafft. «In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur rumoren die großen Fragen unserer Zeit: nach Herkunft und Identität, nach Formen und Zukunft unseres Zusammenlebens», sagte Jury-Sprecherin Miriam Zeh.

Auf der Liste finden sich neben etablierten Autorinnen und Autoren auch mehrere neuere Stimmen. So wurden zum einen etwa Esther Kinsky («Rombo»), Kristine Bilkau («Nebenan»), Reinhard Kaiser-Mühlecker («Wilderer»), Theresia Enzensberger («Auf See»), Fatma Aydemir («Dschinns») und Dagmar Leupold («Dagegen die Elefanten!») mit ihren neuen Werken für die Auswahlliste nominiert. Heinz Strunk («Ein Sommer in Niendorf») ist sogar zum zweiten Mal in Folge mit dabei.

Vier Debüts auf der Longlist

Daneben haben es aber auch gleich vier Romandebüts auf die Longlist geschafft: In «Freudenberg» schickt Carl-Christian Elze seinen Teenager-Helden in die polnische Provinz. «153 Formen des Nichtseins» von der in Russland geborenen Autorin Slata Roschal beschäftigt sich mit Identität, Migration, Weiblichkeit und der Frage nach dem Sein.

Das Debüt «Kangal» (Anna Yeliz Schentke) erzählt vor dem Hintergrund der Proteste in Istanbul von einer Freundschaft in instabilen Zeiten. Und «Blutbuch» von Kim de l’Horizon wurde bereits mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung ausgezeichnet. Ebenso wie die Hauptfigur im Roman identifiziert sich auch de l’Horizon selbst als non-binären Menschen, also ohne männliche oder weibliche Geschlechtsidentität. Darüber hinaus wurden für die diesjährige Longlist zwölf Frauen und sieben Männer nominiert.

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«Die Liste verdeutlicht, dass es im Literaturbetrieb einen Generationenwechsel gibt», sagt Zeh. «Etablierte Namen wie Kinsky oder Leupold finden sich darauf ebenso wie jede Menge jüngere, weniger bekannte Stimmen.» Wenn man sich die Auswahl anschaue, sei von einem Roman, der gendere («Blutbuch»), bis zu einem Roman, der ganz selbstironisch zerbrechliche Männlichkeit in den Wind halte («Ein Sommer in Niendorf»), ziemlich viel dabei.

Autofiktionales Schreiben im Trend

Ein Trend, der bereits seit Jahren zu beobachten ist und sich auch bei der aktuellen Auswahl bemerkbar macht, ist der zum autofiktionalen Schreiben. «Wie diese Form weiterentwickelt werden kann, zeigen etwa Daniela Dröscher mit 'Lügen über meine Mutter' oder Jan Faktor mit 'Trottel'», erklärt Jury-Sprecherin und Literaturkritikerin Zeh (Deutschlandfunk Kultur).

Insgesamt hatte die siebenköpfige Jury mehr als 200 Titel gesichtet. Am 22. September wird die Longlist dann auf sechs Titel, die Shortlist, verkürzt. Wer letztendlich den Buchpreis erhält, wird erst bei der Preisverleihung am 17. Oktober, zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse, verkündet.

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 verliehen. 2021 ging er an die Schriftstellerin Antje Rávik Strubel für ihren Roman «Blaue Frau». Der Preis ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Der Sieger oder die Siegerin erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2500 Euro. Vergeben wird die Auszeichnung von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.