Hamburg. Was macht ein Künstler, der es liebt, in überfüllten Bars zu sitzen, Menschen zu beobachten, der erst im lauten Chaos zu kreativer Höchstform aufläuft, in Pandemiezeiten? Statt am Fenster zu sitzen und sich durch Netflix zu zappen, hat der Berliner Jim Avignon Fotos vergangener Partys gesichtet und sich durch die Lebenswerke seiner Musik-Ikonen wie Zappa und Grateful Dead gehört.
Und dann doch wieder angefangen zu malen. Herausgekommen ist die Ausstellung „same as it never was“ bei Feinkunst Krüger. Der Stil bewegt sich zwischen Pop Art und sozialem Surrealismus, die Farbenplatte ist froh, nur in den Gesichtern der Partygänger liegt vielleicht etwas mehr Melancholie als sonst.
„Jim Avignon: same as it never was“ bis 26.6., Feinkunst Krüger (S Stadthausbrücke), Kohlhöfen 8, Do/Fr 12.00–19.00, Sa 12.00–18.00 und nach Vereinbarung, Eintritt frei, www.feinkunst-krueger.de
Warum eine fotografische Arbeit über Deutschland und warum gerade jetzt? Irritiert von den wiederkehrenden Debatten über Heimat oder Leitkultur und das, was als „typisch deutsch“ gilt, beschlossen die drei Fotografen David Carreño Hansen, Sven Stolzenwald und Christian A. Werner, sich auf eine Reise zu machen, um Antworten auf ihre offenen Fragen zu finden und ihr Gefühl für das Land, in dem sie leben, neu auszuloten. Herausgekommen ist „Heiter bis wolkig“, ein fotografischer Roadtrip, der den ganz normalen Wahnsinn des deutschen Alltags spiegelt und hinterfragt.
„Heiter bis wolkig“ 24.6.–12.8., Freelens Galerie (S Stadthausbrücke), Alter Steinweg 15, Mo–Do 11.00–18.00, Fr 11.00–16.00, Eintritt frei, www.freelens.com
Galeristin Renate Kammer hat seinen (missverstandenen) Versuch, die Hamburger Spülfelder zu begrünen, seine Aktivitäten in der Kunsthalle, auf Kampnagel und in der Hochschule für bildende Künste sowie die Vergabe des Lichtwark Preises durch die Kulturbehörde begleitet: 1981 richtete sie Joseph Beuys die erste Einzelausstellung aus.
Nun, zum 100. Geburtstag des bedeutenden wie umstrittenen Künstlers, der 1986 starb, folgt „Joseph Beuys zu Ehren“ mit Plakaten, grafischen Werken und sogenannten Multiples (Anzahl seriell hergestellter gleichartiger Objekte). Außerdem sind Veranstaltungen geplant, etwa ein Gespräch mit dem Galeristenkollegen Siegfried Sander, der einst bei Beuys’ Projekt „7000 Eichen“ in Kassel mitarbeitete.
„Joseph Beuys zu Ehren“ bis 24.7., Galerie Renate Kammer (U Steinstraße), Münzplatz 11, Di-Fr 12.00-18.00 und nach Vereinbarung, Eintritt frei, www.galerierenatekammer.de
Um kulturelles Erbe geht es auch in der Ausstellung, die die Galeristin Stella Melbye-Konan am Jungfernstieg aufgebaut hat. Die Kunsthistorikerin eröffnete 2020 zusammen mit ihrem Mann Jean-Claude Konan die Galerie für zeitgenössische afrikanische Kunst, um eine Lücke in der Szene zu schließen und die Kunst „frei von Klischees und Folklore“ zu präsentieren.
In der aktuellen Gruppenschau „Heritage“ wird die erste Generation ivorischer Künstler zusammen mit internationalen Künstlern in den Fokus gerückt. Außerdem werden der im März verstorbene große Maler Michel Kodjo sowie Samir Zarour geehrt – Zarour war der erste Künstler von der Elfenbeinküste, der sein Diplom an der Pariser Ecole de Beaux-Arts erhielt.
„Heritage“ bis 14.7., Galerie Melbye-Konan (U Jungfernstieg), Jungfernstieg 50, Mi-Sa 14.00-18.00, Eintritt frei, www.melbye-konan.com
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