Hamburg. Es ist eine Win-Win-Win-Situation: Eigentlich ist die Hamburger Sütterlinstube ein Verein, in dem ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alte Schriftstücke von der deutschen in die lateinische Schrift übertragen. Das hilft vor allem jenen, die auf Primärliteratur angewiesen sind (etwa für eine Dissertation), aber selbst an der Übertragung scheitern oder sich teure Experten nicht leisten können – und es ist eine sinnstiftende Tätigkeit für Seniorinnen und Senioren, die etwas können, was junge Menschen in der Regel nicht mehr vermögen.
Aber auch darin erschöpft sich der gesellschaftliche Gewinn noch nicht: Seit 2009 ist die Sütterlinstube ein „gemeinnütziger eingetragener Verein für die Bereiche Altenhilfe, Kunst und Kultur“: „Wir geben alle Spenden, die bei uns reinkommen, weiter“, erklärt Ursula Eckelmann, die erst kürzlich den Vereinsvorsitz von Erich Witte übernahm.
Musiker spielen für Senioren in Hamburger Altersheimen
Gerade erst konnten sich drei Hamburger Musikprojekte über eine beträchtliche Summe freuen – 10.000 Euro gingen an die Hamburgische Kulturstiftung, die sich um die direkte Weiterleitung der Projektspende kümmerte (und auch auf die Verwendung achtet). Die Ragtime Bandits, der Cellist Alexey Stadler und Rachel Harris vom Ensemble Schirokko, die alle bereits eine Förderung aus dem Hilfsfonds „Kultur hält zusammen“ (initiiert von der Dorit und Alexander Otto Stiftung) erhalten haben und vom Profil auf die Vereinssatzung der Sütterlinstube passen, konnten sich über eine Finanzspritze freuen.
Und die ist in Zeiten des coronabedingten Kultur-Shutdowns naturgemäß mehr als willkommen – ebenso wie die Auftritte dieser Musiker vor Altersheimen. „Wir können ja leider keine Einzelpersonen unterstützen“, erläutert Eckelmann, „aber wir möchten doch konkrete Projekte fördern, nicht einfach nach Gießkannenprinzip.“
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Auch die Arbeit der Ehrenamtlichen in der Sütterlinstube läuft während der Corona-Zeit weiter: „Wir haben eine sinnvolle Beschäftigung für unsere Mitglieder, die ja aus Altersgründen oft in die Risikogruppen fallen. Und es gibt viel zu tun, weil manche Leute jetzt viel Zeit hatten, zu Hause zu kramen und auf alte Schriftstücke zu stoßen.“ Natürlich fehle der gemütliche Teil der Vereinsarbeit, räumt Eckelmann ein, „aber wer etwas überträgt, sitzt doch meist für sich am Computer. Eigentlich sind wir für diese Pandemie so ganz gut gerüstet.“
Infos: www.suetterlinstube.de
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