Straelen/Düsseldorf. Übersetzer:innen sind wichtige Vermittler von fremdsprachiger Literatur. Ihre Arbeit wird wenig gewürdigt. Jetzt wird Helga van Beuningen für ihre “furchtlose Genauigkeit“ ausgezeichnet.

Die deutsche Literaturübersetzerin Helga van Beuningen erhält in diesem Jahr den renommierten Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW. Das teilte die Stiftung am Dienstag in Düsseldorf mit.

Die 75-Jährige übersetzt seit vielen Jahren Autoren aus dem Niederländischen. Den mit 25 000 Euro dotierten Preis bekommt sie für die Übersetzung von Marieke Lucas Rijnevelds Romas "Was man sät". Zugleich werde das Lebenswerk der Übersetzerin gewürdigt. Den mit 5000 Euro verbundenen Förderpreis erhalte die Essenerin Anna-Nina Kroll, so die Stiftung. Die Preise sollen, wenn die Corona-Situation es zulässt, im September in Straelen vergeben werden.

Rijnevelds 2019 auf Deutsch erschienener Roman schildert ein Leben auf dem Land aus der Sicht einer Zehnjährigen - wenig idyllisch, sondern voller unterschwelliger und offener Gewalt. Van Beuningen habe die oft verstörenden Szenen und Metaphern mit einer "geradezu furchtlosen Genauigkeit" übersetzt. Ihre Arbeit sei "meisterhaft", urteilte die Jury. Anna-Nina Kroll, Jahrgang 1988, erhält den Förderpreis für die Übersetzung von Anna Burns Roman "Milchmann", der in der Welt des nordirischen Bürgerkriegsalltags spielt.

Das Europäische Übersetzer-Kollegium in der Kleinstadt Straelen am Niederrhein gilt als weltweiter Treffpunkt für professionelle Literatur- und Sachbuch-Übersetzer. Bei der Gründung 1978 zählten Schriftsteller wie Heinrich Böll, Samuel Beckett und Max Frisch zu den Unterstützern. Zum Kollegium gehören sechs Häuser mit 30 Appartements. In der Bibliothek stehen unter anderem 35 000 Lexika in über 275 Sprachen und Dialekten.

Normalerweise kommen jedes Jahr mehr als 500 Gäste aus aller Welt - auch aus Deutschland - mit einem Übersetzungsauftrag in den Ort an der deutsch-niederländischen Grenze. Sie müssen sich um den befristeten Arbeitsaufenthalt bewerben. 2019 gab es 6000 Übernachtungen. 2020 musste wegen der Corona-Pandemie die Preisverleihung entfallen und das Haus blieb monatelang ohne Gäste. Stattdessen laufe derzeit aber ein intensiver Online-Austausch, sagte eine Sprecherin.

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