Aus England und Österreich kommen neue Alben: Sleaford Mods und Kreisky zeigen, wie Gesellschaftskritik musikalisch werden kann.

Der Brexit-Deal ist erst wenige Wochen in der Welt. Großbritannien brodelt. Und kaum eine Pop-Formation verdichtet den Zustand des zerrissenen Königreichs derzeit so pointiert wie die Sleaford Mods aus Nottingham. Zu den spröden Electro-Punk-Beats des Musikproduzenten Andrew Fearn bellt Rapper Jason Williamson seine bissigen Kommentare ins Mikro.

Die Wut der Arbeiterklasse legt sich in jede Silbe, die er im satten Dialekt der East Midlands ausspuckt. Und auf dem elften Album des Duos befeuern nicht nur politischer Verdruss, Korruption und Doppelmoral seinen rhythmisierten Monolog, sondern zudem die Ungleichheiten, die die Corona-Krise zutage fördert. Auf „Spare Ribs (Rough Trade) sprechsingt er von Lockdown-Stress und Quarantäne-Depression, um im nächsten Atemzug mit sehr expliziter Lyrik den Brexit zu verdammen.