Berlin. Der Bariton kritisiert die seiner Ansicht nach übermäßig strengen Auflagen für Konzerte und andere Kulturveranstaltungen. Er befürchtet nichts Gutes für seine Branche.

Der Star-Bariton Matthias Goerne sieht durch die geltenden Corona-Beschränkungen die deutsche Kulturlandschaft in ihrer Existenz bedroht. "Die Kultur steht vor dem Bankrott. Und gegenwärtig grundlos", sagte der 53-Jährige der "Welt am Sonntag".

Er kritisierte die seiner Ansicht nach übermäßig strengen Auflagen für Konzerte und andere Kulturveranstaltungen. Im öffentlichen Nahverkehr, in der Bahn oder im Flugzeug würden nirgendwo Mindestabstände eingehalten. "Dort ist alles zu 100 Prozent voll, oft noch darüber. In den Kultureinrichtungen hingegen, die nur zu lächerlich geringem Teil mit Publikum besetzt werden dürfen, komme ich mir vor wie auf einer Intensivstation."

Die Politik ignoriere die Konzepte der Veranstalter ebenso wie positive Erfahrungen im Ausland, etwa bei den Salzburger Festspielen. "Dort durften, weil alle Kartenbesitzer überprüft wurden, 50 Prozent der Kapazitäten nach dem Schachbrettmusterprinzip mit einem Meter Abstand besetzt werden. Warum wird das in Deutschland nicht zur Kenntnis genommen?" Wenn die Autoindustrie so behandelt werden würde wie die Kultur, dann würde längst schon kein einziger Wagen mehr vom Band rollen, sagte er.

Goerne befürchtet eine "zweite Welle" des Bühnensterbens nach den Wunden der Wiedervereinigung: "Ich bin gespannt, was in fünf bis zehn Jahren von der wundervollen deutschen Orchester- und Theaterlandschaft noch übrig ist."

Goerne ist als Liedsänger weltbekannt, wirkt aber auch regelmäßig an Opernaufführungen mit.

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