Theater

Komödie Winterhude startet mit Hardy Krüger jr. neu

| Lesedauer: 6 Minuten
Stefan Reckziegel
Fernsehliebling und Ex-“Tatort“-Kommissar Oliver Mommsen (hier mit Zoe Moore) ist vom 8. Januar an im Ayckbourn-Stück „Ab jetzt“ zu erleben.

Fernsehliebling und Ex-“Tatort“-Kommissar Oliver Mommsen (hier mit Zoe Moore) ist vom 8. Januar an im Ayckbourn-Stück „Ab jetzt“ zu erleben.

Foto: Franziska Strauss

Winterhuder Fährhaus zeigt 2020/21 sieben moderne Abo-Stücke. Auch Beatrice Richter und Oliver Mommsen kommen.

Hamburg. Seit Wochen hängt ein großes Banner über dem Eingang der Komödie Winterhuder Fährhaus: „Lachen ist gesund! Wir sehen uns bald wieder...“ Der erste Satz ist nicht nur eine Lebens-, auch eine Theaterweisheit, der zweite ein Versprechen. Letzteres einzulösen und das Wiedersehen möglich zu machen bedarf jedoch in dieser für Kulturdarbietungen schwierigen Zeit viel Vorarbeit und halbwegs Planungssicherheit.

Und so erklärten Komödien-Leiterin Britta Duah und der künstlerische Direktor Martin Woelffer am Mittwoch im Foyer auch, weshalb das Boulevard-Theater erstmals in seiner 32-jährigen Geschichte in diesem Sommer nicht spielt. Nach der von den Behörden Mitte März coronabedingt angeordneten Schließung – zunächst bis Ende April, dann bis Ende Juni – wäre die Zeit für einen Neustart im Juli oder August zu knapp gewesen. Es brauche mehr als einen Monat, um mit allen bisher weitgehend treuen 5500 Abonnenten der Komödie Winterhude telefonisch und per E-Mail zu besprechen, wo und wie sie künftig Platz nehmen möchten – und können.

Direktor Woelffer lobt Hamburgs Corona-Hilfe: „Ganz weit vorn in Deutschland“

Höchstens 155 Zuschauer dürfen laut aktueller Verordnung der Behörden im 586-Plätze-Saal sitzen. „Das ist nicht wirklich viel“, sagte Britta Duah. Und alles andere als rentabel. Wie in anderen Theatern auch, gilt es mindestens 1,50 Meter Abstand einzuhalten. Kritik am Senat wollten indes weder Duah noch Woelffer äußern. Im Gegenteil: Für die Zeit der Schließung hat die von Martin Woelffer und seinem Vater Jürgen familiengeführte Komödie Winterhude erstmals überhaupt von der Stadt Hamburg Geld erhalten. Exakt 331.697,49 Euro betrug die Förderung der Kulturbehörde zum Ausgleich wirtschaftlicher Härten bis Ende Juni.

„Der Hamburger Senat ist mit seiner Hilfe ganz weit vorn in Deutschland, an zweiter Stelle kommt Berlin“, sagte Martin Woelffer, der dort vom 12. August an mit der Komödie am Kurfürstendamm wieder das Schiller Theater bespielt. In anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen gebe es viele Häuser, die nicht wissen, wie sie an Geld kommen und überleben sollen, so der bundesweit vernetzte Theatermacher. Und was von dem von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) groß angekündigten Rettungspaket von einer Milliarde Euro für die Kultur bei den Privattheatern ankomme und wie schnell, sei ungewiss.

Hardy Krüger jr. spielt in „Arthur & Claire“ todkranken Sportlehrer

Fest steht, dass Britta Duah auch für Juli und August Fördergeld bei Hamburgs Kulturbehörde beantragen wird und die Komödie Winterhude am 2. September einen Neustart wagt: Dann hat „Arthur & Claire“ mit Hardy Krüger jr. Gastspiel-Premiere. Das schwarzhumorige Stück um einen todkranken Sportlehrer, der in einem Hotel zufällig auf die lebensmüde junge Claire trifft, hätte im März und April in Winterhude gespielt werden sollen. Es ist eine Co-Produktion mit der Komödie im Bayerischen Hof München.

Wie bei „Arthur & Claire“ (Regie: Ute Willing) vertraut Woelffer auch bei „Swinging Bells“ – Uraufführung des Stücks über Liebe, Sehnsucht und ein inseriertes Doppelbett ist am 18. September – auf eine Regisseurin, in diesem Fall das Berliner Talent Constanze Behrends.

Beatrice Richter („Sketchup“) gibt Debüt in „Zuhause bin ich Darling“

ie folgenden beiden Stücke inszeniert Woelffer („Ich werde wohl öfter zwischen Hamburg und Berlin pendeln“) mit erkennbarer Vorfreude selbst: „Zuhause bin ich Darling“, das Anleihen bei den 50er-Jahren nimmt, wurde im Vorjahr in London als beste neue Komödie mit dem Laurence-Olivier-Award ausgezeichnet. In der deutschen Fassung (Premiere: 14.11.) gibt Beatrice Richter ihr Debüt in Winterhude, die Ex-Fernseh-Komikerin („Sketchup“) spielt die emanzipierte Mutter von Judy, verkörpert von ihrer Tochter Judith Richter.

Und in Alan Ayckbourns „Ab jetzt“ (Premiere: 8. Januar 2021) setzt Woelffer wieder mal auf Publikumsliebling Oliver Mommsen. Der TV-Smartie und frühere „Tatort“-Kommissar spielt diesmal aber nicht an der Seite seiner kongenialen Bühnenpartnerin Tanja Wedhorn wie zuletzt in „Die Tanzstunde“, sondern mit der in Winterhude ebenfalls bewährten Nicola Ransom. „,Ab jetzt’ war in Berlin unser letztes Stück vor der Zwangspause“, erzählte Woelffer. „Darin tragen die Schauspieler auch Masken – natürlich ein Zufall. Manch Zuschauer fragte uns aber: ,Wie konntet ihr das wissen… ?’“

Maskenpflicht nicht am Platz, aber beim Gang durchs Foyer

Masken müssen die Besucher in der Komödie Winterhude auf den Theatersitzen nicht tragen, doch vorher und auf dem Weg in die Pause. Auf die möchte Woelffer bei nur 155 Gästen im geräumigen Foyer nicht verzichten; auch von auf 70 Minuten eingedampften Stücken wie in anderen Theatern hält der künstlerische Leiter wenig.

Stattdessen freut sich Woelffer, vom 19. Februar an einen weiblichen TV-Star präsentieren zu können: Petra Kleinert („Mord mit Aussicht“/ARD, „Doppelter Einsatz“/RTL) spielt dann in der deutschen Erstaufführung von „Das Huhn auf dem Rücken“. Vom 30. April bis 6. Juni sollen die Publikumslieblinge Herbert Herrmann und Nora von Collande ihre für dieses Frühjahr geplante französische Komödie „Alles, was Sie wollen“ nachholen. Auch die „Begleiterscheinungen“ (ab 2. Juli) mit Eva Habermann waren für diesen Sommer geplant. Vom 18. August 2021 an soll die Spielzeit um ein siebtes Stück ergänzt werden, die Uraufführung von „Schuhe Taschen Männer“.

Es besteht ja Nachholbedarf. Bei Woelffer und Britta Duah verbunden mit der Hoffnung, peu a peu die Besucherkapazitäten zu erhöhen – je nach Corona-Lage.

Komödie Winterhuder Fährhaus Karten und Programm unter T. 48 06 80 80; www.komoedie-hamburg.de