Hamburg. Der US-amerikanische Dichter Ocean Vuong hat seinen ersten Roman geschrieben. „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist – grandios.

Für die Buchbranche kommt dieser zarte, androgyne, nicht sonderlich groß gewachsene Mann wie gerufen. Er ist eloquent, telegen, also wie gemacht zum Beispiel für amerikanische Talkshows. Die Talkshow ist der PR-Goldstandard. Wenn man mit Literatur dorthin gelangt, muss man eine gute Geschichte zu erzählen haben. Ocean Vuong also, 1988 in Vietnam geborener und im Kleinkindalter nach Amerika ausgewanderter Dichter. Ja, Dichter: Vuong wurde 2016 mit seinem Gedichtband „Night Sky With Exit Wounds“ berühmt. Jetzt erscheint sein erster Roman auf Deutsch, nur einige Wochen nach dem Original. Sein Titel: „Auf Erden sind wir kurz grandios“.

Wunderbar, stimmt’s? So wunderbar wie die Sätze, die Vuong bei Late Nighter Seth Myers sagte: „Ich wollte mit der Wahrheit beginnen und bei der Kunst enden.“ Die Wahrheit, das ist Vuongs eigene Biografie, die er mit seinem sensationell gelungenen Roman auf so artistische Weise ausbreitet. Die Kunst, das ist ebendiese Artistik der Worte und der Sätze, sie haben nicht selten lyrische Qualitäten. „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist ein in vielen Facetten fantastisches Werk, aber seine Dringlichkeit erhält es doch am ehesten durch den Ich-Erzähler selbst: Man spürt, da schreibt einer über Dinge, die ihn selbst betreffen.