Hamburg. Beim „Hamburger Menetekel“ lesen Künstler und Schüler die Zeichen ihrer Stadt. Die Basis sind Graffiti an Häuserwänden.

In der Bibel ist das Menetekel eine Schrift, die geisterhaft an der Wand erscheint und eine unheilvolle Zukunft voraussagt – ein skeptischer Blick nach vorn also. Der gut ins Heute passt, ist doch Zukunftsangst auch 2019 verbreitet: Jeden Freitag protestieren Jugendliche bei den bundesweiten Fridays-for-Future-Demonstrationen, weil sie fürchten, dass die wirtschaftlichen und politischen Eliten die Welt aktuell gegen die Wand fahren. Entsprechend ist es nur konsequent, dass das Schauspielhaus gemeinsam mit Hamburger Schülern ebenfalls nach Menetekeln Ausschau hält, nach Zeichen an der Mauer, die etwas über die Zukunft aussagen können.

Die Wandsbeker Schüler Linus und Lucas sitzen mit Dramaturg Christian Tschirner und Regisseur Ron Zimmering auf der Probebühne des Schauspielhauses und katalogisieren Fotos. Die beiden 18-Jährigen haben Menetekel zum Themenkomplex Digitalisierung/Krise der Demokratie gesammelt, andere Schüler aus insgesamt neun Hamburger Schulen beschäftigen sich für das Theaterprojekt „Hamburger Menetekel“ mit Themen wie Klimawandel, Verteilungsgerechtigkeit oder Nationalismus. Seinen Höhepunkt findet das Projekt in einem Kongress vom 24. bis 26. Mai, in dem die Schüler ihre Ergebnisse präsentieren, einem Kongress an der Grenze zwischen wissenschaftlichem Event und Theater mit enger Anbindung an die Wirklichkeit.