“Der Spiegel“ wirft dem “Imperium“-Autor Christian Kracht, der am 23. Februar in Hamburg liest, rechtes Gedankengut vor. Der Verlag weht sich.

Hamburg. Wenn Christian Kracht, einer der herausragenden deutschen Autoren, ein Buch veröffentlicht, ist das ein Ereignis. Krachts Romane, die zuverlässig ein Lebensgefühl, literarisches Neuland oder fremde Kulturen aufsuchen, sorgen für Diskussionen.

So auch sein soeben erschienener Roman "Imperium", der von einem deutschen Auswanderer erzählt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begründet er in der Südsee, der damaligen Kolonie Deutsch-Neuguinea, ein "fruktorisches Weltreich" aus Nudisten und Kokosnussessern, an dem die Zivilisation gesunden soll.

Der Roman, der in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" als "aberwitzige Aussteiger-Story" bezeichnet wird und den die "Zeit" einen "meisterhaften Kolonialroman" nennt, wird in der aktuellen Ausgabe des "Spiegels" als "Stellvertreter- und Aussteiger-Saga über Hitler, den 'Romantiker und Vegetarier'", bezeichnet sowie des nazistischen Gedankenguts und als "Wegbereiter totalitären Denkens" bezichtigt. Der Verlag Kiepenheuer und Witsch, in dem Krachts Roman erschienen ist, weist den Vorwurf als "bösartig" zurück und will alles dafür tun, gegen diesen "journalistischen Rufmord" vorzugehen.

Kracht wird am 23. Februar in der Buchhandlung Felix Jud aus seinem Buch lesen (die Veranstaltung ist ausverkauft). Wilfried Weber, Inhaber der Buchhandlung, hat Krachts Roman gelesen und bezeichnet die im "Spiegel" erhobenen Vorwürfe als Unsinn. "Kracht ironisiert dieses Gedankengut", sagt Weber. "Der Lebensweg des armen Pflanzers ist doch ein einziger Irrtum. Er findet keine Anhänger. Hitler ohne Anhänger wäre auch eine Witzfigur. Der Roman ist ein herrliches Kaleidoskop, voller Ironie und literarischer Anspielungen. Im ,Spiegel' versucht jemand eine Sensation herbeizuschreiben, die es nicht gibt."