Hamburg . Der britische Autor las im Literaturhaus aus seinem neuen Roman „Blinde Liebe“ – vorher sprach er Klartext.

Als er wissen wollte, warum ihm ein Rachmaninow-Klavierkonzert, Brahms‘ Horntrio, Rock aus Schottland oder eine Portion Bluegrass so ans Herz gehen, hatte William Boyd den Ausgangspunkt für sein nächstes Buch entdeckt. Er fragte einen seiner Freunde, den Filmmusikkomponisten Patrick Doyle, wie das sein kann, und er schaute einem Londoner Klavierstimmer bei seiner Arbeit an Flügel-Innereien auf die Finger, weil er ebenso ganz genau wissen wollte, wie diese Maschinen funktionieren, wenn sie kleine Punkte auf liniertem Papier wahr werden lassen.

Drei Jahre später - zwei Jahre Textkonstruktionszeichnen, das Routine-Tempo des ehemaligen Literaturdozenten an einem College in Oxford, danach ein Jahr stetiges Schreiben - war das Tränendrüsen-Rätsel zwar nicht gelöst. Doch „Blinde Liebe“ war fertig, ein Roman, der bestens in den facettenreichen Werkkatalog des Dauerbestseller-Autors passt.