Auktion

Emil Noldes „Hamburger Hafen“ unterm Hammer

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Vera Fengler
Das Aquarell „Hamburger
Hafen" des
Expressionisten
Emil Nolde ist eins
der großen Werke,
die bei der Versteigerung
in München
aufgerufen werden.

Das Aquarell „Hamburger Hafen" des Expressionisten Emil Nolde ist eins der großen Werke, die bei der Versteigerung in München aufgerufen werden.

Foto: Ketterer Kunst

Ketterer versteigert vom 6. bis 8. Dezember Klassiker des 20. Jahrhunderts und Zeitgenössische Kunst.

Hamburg.  Zugegeben: Die Konkurrenz, mit der sich die Aquarelle von Emil Nolde (1867-1956) messen müssen, ist groß: Bei der Vorbesichtigung, zu der das Kunsthaus Ketterer noch bis zum Sonnabend in seine Hamburger Dependance am Holstenwall lädt, ist so gut wie alles vertreten, was im 20. und frühen 21. Jahrhundert Rang und Namen hat. Gerhard Richter, Günther Uecker, Georg Baselitz, Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, um nur einige Künstler zu nennen, die vom 6. bis 8. Dezember bei der Auktion „Klassiker des 20. Jahrhunderts und Zeitgenössische Kunst“ in München aufgerufen werden sollen.

Und doch ist es Noldes „Hamburger Hafen“, der als Zugpferd dient. Der Expressionist reiste im Februar 1910 an die Elbe, weil die Commer’tesche Kunsthandlung (heute Galerie Commeter in der Bergstraße) ihm eine Einzelausstellung eingerichtet hatte. Anders als sein Kontrahent Max Liebermann malte er nicht die idyllische Seite der Stadt mit Alsterbooten und Blumengärten, und er benutzte auch nicht die sonst für seine Landschaftsbilder so typischen leuchtenden Farben.

Düster und verraucht

Auf den Tuschpinselzeichnungen, Aquarellen, Radierungen und Holzschnitten aus der Hamburger Zeit ist es düster und verraucht. Vor allem die Hafenszenerien hatten es Nolde angetan; diese möchte er in seinen Bildern erfahrbar machen. Im ersten Stockwerk von Petersen’s Hafen-Pension, Vorsetzen Nr. 49, hatte sich der Maler für 1,20 Mark pro Nacht inklusive Kaffee eingemietet. „Unten war eine Gassenschänke mit Matrosen und fremdländischen, gebräunten Seeleuten und viel Augenreiz, oben einige Räume zum Wohnen.

Mein Zimmer lag über einer Durchfahrt, mit Wagengetöse, und kalt war es. Tag und Nacht lärmten und tuteten die Autos auf der Straße, die Schiffe und Pinassen im Hafen“, erinnerte sich Nolde später an jene Wintertage, an denen er fast wie im Rausch mehr als 100 Werke schuf. Das von Dunkelblau dominierte Tusche-Aquarell „Hamburger Hafen“ fertigte Nolde später aus seiner Erinnerung in seinem Atelier in Seebüll an. Es wird nun für taxierte 100.000 bis 150.000 Euro unter den Hammer kommen.

Meisterwerk „Herbstwolken, Friesland“

Für weitaus mehr dürfte aber sein Meisterwerk „Herbstwolken, Friesland“ aus dem Jahr 1929 versteigert werden. Das mit Öl auf Leinwand gemalte Bild zeigt den Blick aus Noldes Wohnhausfenster auf eine grüne Marschlandschaft mit einer abendroten Sonne im Wasser. Da ist er wieder, der uns so bekannte Expressionist!

„Klassiker des 20. Jahrhunderts und Zeitgenössische Kunst“ 2.+ 3.11. bei Ketterer Kunst (Bus 3), Johannes-Brahms-Platz, Holstenwall 5, 11.00 bis 17.00, Eintritt frei