Hamburg

„Zonck“: Singende Cowboys auf der Veddel

Annette Stiekele

Gelungener Auftakt des Festivals Solipolis mit Schauspielhaus-Stars

Hamburg. Die Veddel. Noch immer ein Ort, in den Innenstädter sich selten verirren. Dabei sieht er an diesem Sonntag sehr einladend aus. Wimpelgirlanden hängen über den Straßenzügen. Leuchtend rosa Schilder weisen den Weg zu einem Festival mit dem Titel Solipolis. Da stecken die Begriffe „Solidarität“ und „Stadtgesellschaft“ drin. Denn seit vier Jahren stemmen hier die Festivalmacherinnen Anja E. Redecker, Nina Reiprich, Sina Schröppel und Uschi Hofmann, Diakonin der Immanuelkirche, ein gewaltiges Projekt: New Hamburg.

Hier entsteht Kultur, Theater, Kunst, Begegnung aus dem Stadtteil heraus, mit den und für die Menschen vor Ort – und für alle interessierten Besucher. Es ist eine diverse, sehr friedliche Nachbarschaft. Das Café Nova in der Kirche ist ein neuer Treffpunkt jenseits reiner Männercafés.

Begegnung schafft auch das Theater. „Zonck“ von Paulina Neukampf spielt in der gleichnamigen Traditions-Eckkneipe. Drinnen Holzvertäfelung, ein Dutzend Spielautomaten, Dartscheibe, Kakteengirlanden. Stammgäste halten sich neugierig an ihren Tischen fest. Schrill kostümiert mit Cowboy-Fransen, -Stiefeln und -Hüten, erzählen acht Schauspielerinnen und Schauspieler – Profis aus dem Schauspielhausensemble wie Jonas Hien, Michael Weber und Josefine Israel, aber eben auch die langjährige Thekenkraft Karsten Löffler – die Geschichte des Saloons namens Zonck.

Da wird gepokert, gekalauert („Hier gibt es Bier und Bier“) gekippt, mitreißend gesungen und getanzt. Die Überhöhung der Vita der Gaststättenbetreiber durch das persiflierende Westerngenre erweist sich als idealer Kunstgriff. Als Parodie auf Cowboy-Mythen funktioniert der Abend dank charmant einfacher Mittel, die das Publikum bestens unterhalten.

New-Hamburg-Festival Solipolis bis 30.9., Infos unter www.new-hamburg.de

( asti )