Hamburg

Wie schreibt sich ein erfolgreiches Musical?

| Lesedauer: 3 Minuten
Fiona Kleinert

Das Broadway-Stück „[titel der show]“ zeigt es auf amüsante Art im Schmidtchen

Hamburg.  Der Vorhang öffnet sich vor einem Millionenpublikum, in den Reihen sitzen namhafte Prominente, und am Ende gibt es einen Tony Award für das beste Musical: Davon träumen der überdrehte Hunter (Benjamin Sommerfeld) und der überkorrekte Jeff (Alexander Soehnle). Sie wollen endlich groß rauskommen im Musical-Geschäft und sehen ihre Chance in der Teilnahme an einem Theaterfestival.

Doch was kann man schreiben, wenn alles irgendwie schon mal da war? Und damit ist die Idee geboren: Autor Hunter und Komponist Jeff schreiben ein Musical über sich selbst, wie sie ein Musical schreiben. Für ihre skurrile Idee erhalten sie Unterstützung von der immerzu plappernden Heidi (Annika Henz) und der frechen Susan (Franziska Kuropka).

Das Stück lief in englischer Originalfassung am Broadway

„[titel der show]“ verzichtet auf bekannte Konventionen und Formalitäten, spielt mit dem Musical- und Theatergenre und verweist kontinuierlich auf die Möglichkeiten, aber auch die Künstlichkeit der Bühne. Dabei ist immer eine große Portion Humor und Selbstreferenz im Spiel, wenn Susan etwa fragt, wie lange sie noch im „Freeze“ still stehen muss, oder Jeff nach einem eigentlichen Ferngespräch mit Hunter kurzerhand seinen Stuhl beiseitenimmt und neben seinen Freund rückt.

Die Lieder des Stücks, das in englischer Originalfassung am Broadway lief, sind auf charmante Art schwachsinnig, Denn was soll man schon singen, wenn man keine Ahnung hat, was man singen soll? Es geht um Affen, Rennboote, Vampire mit Duftsprays und peinliche Fototermine. Ansonsten erlaubt sich Robin Kulisch’ Inszenierung einiges: Witze über Homosexualität, Schimpfwörter, anzügliche Kommentare. Und irgendwer wird sich ausziehen, das will das Publikum sehen – meint zumindest Hunter.

Gegen Ende bekommt „[titel der show]“ einen ernsten Tonfall, als der erhoffte Erfolg sich nicht einstellt. Die vier Freunde versuchen sich treu zu bleiben und gleichzeitig ihr Musical bekannt zu machen. In diesem Kontext gleitet die Schlussszene zu sehr ins Kitschige ab. Sie passt nicht recht zum Rest des Stückes, das sich eigentlich gegen solche idealisierten Szenen wehrt oder sie veralbert. Das Stück erzählt vom Traum des Berühmtwerdens, von der Angst vorm Versagen und Freundschaft. Energiegeladene Schauspieler und Tanzeinlagen, Selbstironie und Kommentare zeigen, dass ein Musical aus vier gewöhnlichen Leuten, ihren Stühlen und einem Typ am Klavier funktionieren kann. Es braucht nur die richtige Idee – und die hat „[titel der show]“ allemal.

„[titel der show]“ bis 19.5., Mi 19.00, Do–Sa jeweils 20.00, Schmidtchen (U St. Pauli), Spielbudenplatz 21/22, Karten zu 21,80 bis 38,30 unter T. 31 77 88 99, www.tivoli.de

( hpfk )