Hamburg

Was Bodo Wartke mit Ödipus’ Tochter macht

Stefan Reckziegel

Hamburg.  Eigentlich ist Bodo Wartke (40) Kleinkünstler, ein höchst versierter schon seit mehr als 20 Jahren. Weil dem vielfach ausgezeichneten und auch auf der Stadtparkbühne erprobten gebürtigen Hamburger sein Genre Klavierkabarett in Reimkultur längst nicht mehr genügt, schreibt und spielt der Entertainer auch Theaterstücke. Klassiker ganz modern, gereimt im Bodo-Style.

2009 hatte Wartke „König Ödipus“ als freches Ein-Personen-Drama mit 14 Rollen im Schmidt uraufgeführt. Dort sorgte nun auch die Premiere von „Antigone“ für Lacher, Szenenbeifall und Standing Ovations. So sehr treffen Wartke, der die Textfassung mit Dramaturgin Carmen Kalisch und Regisseur Sven Schütze erstellt hat, und seine kongeniale Partnerin Melanie Haupt den Nerv des Publikums aus drei Generationen.

In „Antigone“, dieser 2500 Jahre alten antiken Tragödie, geht es um Ödipus’ Tochter, die sich in der Stadt Theben dem Bestattungsverbot für ihren Bruder widersetzt – Stichwort: ziviler Ungehorsam – und dann in Gefangenschaft mit ihrem Freitod zahlreiche weitere Selbstmorde auslöst. Wartke und Melanie Haupt, ausgebildete Schauspielerin und auch Kabarettistin, teilen sich 20 Rollen, meist in rasanten Wechseln. Sie reimen, rappen und spielen (auch Klavier, Ukulele, Mundharmonika, Cajon), dass das Drama zum überwiegend freudvollen Erlebnis wird, ohne es ins Lächerliche zu ziehen. Aber wenn Haupt darin den Wächter spielt, sich windet und stöhnt, hat das was von Marlene Jaschke de luxe – ohne Topfhut.

„Antigone“ Mi 11.4. (ausverkauft), 12.–14.10., Schmidt, T. 31 77 88 99; www.antigone.de

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