Tournee

Noel Gallagher gibt sich in Hamburg ganz psychedelisch

| Lesedauer: 2 Minuten
Thomas Andre
Der britische Sänger und Songschreiber Noel Gallagher, Gründungsmitglied der Band Oasis, steht bei seinem Tourauftakt im Mehr!Theater auf der Bühne

Der britische Sänger und Songschreiber Noel Gallagher, Gründungsmitglied der Band Oasis, steht bei seinem Tourauftakt im Mehr!Theater auf der Bühne

Foto: Axel Heimken / dpa

Der ehemalige Oasis-Mann sang alte Hymnen und überzeugte mit den Songs seines letzten Albums "Who Built the Moon".

Hamburg. Noel Gallagher ist einer der wichtigsten Musiker seiner Generation. Der Mann hat „Wonderwall“ geschrieben und „Don’t Look Back in Anger“. Das ist ein gewaltiger Beitrag zum Weltpopkulturerbe. Der 50-Jährige gehört mittlerweile zum gut abgehangenen Songwriteradel. Zuletzt hat der nach dem Ende von Oasis mit neuer Band als „Noel Gallagher’s High Flying Birds“ auftretende englische Musiker Kritikerlob eingefahren. Weil er auf seiner neuen Platte „Who Built the Moon“? im reifen Alter beinah ganz neue Wege beschritt: die psychedelischen.

Diese hypnotischen, stilecht in bewusstseinserweiterten Sphäre wabernden Stücke stellte Gallagher nun im Mehr! Theater vor, und so gut diese Lieder („It’s a Beautiful World“, „She Taught Me How to Fly“) sein mögen – für einen Sonntagabend nach voller Sonnendröhnung waren sie entweder genau die richtigen oder falschen. Eine schicke Konzertatmosphäre, die sich ja immer auch an der Lautstärke des Jubels ablesen lässt, stellte sich jedenfalls nicht ein. Was immer auch an Gallagher liegt, der seinem Bruder Liam in Frontmann-Dingen immer noch maximal unterlegen ist, er weiß es selbst am besten und will es gar nicht ändern. Aber auch dafür muss man ihn mögen, für die stoffelig-nuschelnde Unfähigkeit, in einen Dialog mit dem Publikum zu treten.

Die ganz großen Tage des Noel Gallagher sind wohl vorbei

So blieb mehr Zeit, sich der Darbietung der derzeit auf elf Musiker angewachsenen Musikgruppe zu widmen. Drei Bläser verbreiteten bei etlichen der Stücke Bigband-Feeling, während drei Sängerinnen dem aktuellen Noel-Sound eine gehörige Portion Soul verpassten. Und auf der Leinwand leuchteten die quietschbunten Bildmontagen, ein dauerndes Weltflimmern, wie sie wahrscheinlich besonders Kiffer mögen.

Ganz bei sich war die Band, als sie ohne Bläser und Sängerinnen Oasis-Klassiker spielte. Im Vergleich zum tollen Klang-Bombast des Solo-Gallaghers wirkten die alten Nummern komplett aller Sperenzchen entkleidet. Das Publikum war bei alten Nummern wie „Little by Little“ – ein Song, der wirklich nur live richtig gut ist –, „The Importance of Being Idle“ und „Half the World Away“ hochgestimmt. Bei den Evergreens „Wonderwall“ und „Don’t Look Back in Anger“ sang es beseelt mit. Bester Konzert-Moment dennoch: die neue Akustikballade „Dead in the Water“, bei der Gallagher alleine auf der Bühne stand und sich fragen mochte, warum so eine Nummer nur dann ein internationaler Superhit wäre, würde Adele ihn singen.

Die ganz großen Tage des Noel Gallagher sind wohl vorbei, schade eigentlich.