Literatur-Tipps

Neue starke Krimis aus Hamburg und Schweden

| Lesedauer: 3 Minuten
Volker Albers

Beim Hamburger Till Raether geht es um Leichen in Schulkellern, die Schwedin Jenny Rogneby erzählt von verloren gegangenen Nieren.

Hamburg. Der Hamburger Journalist und Krimiautor Till Raether hat für seine Romane einen eigenwilligen Helden ersonnen: Kommissar Adam Danowski ist ein eher empfindsamer Zeitgenosse, hypersensibel laut ärztlichem Bulletin, und stur kann er auch sein. Als in den Kellerräumen einer Hamburger Schule eine mumifizierte Leiche gefunden wird, bekommt Danowski prominente Unterstützung aus Bayern: Martin Gaitner, ein sich medienwirksam inszenierender Fallanalytiker. Für Danowski ist er schlicht das „Arschloch aus München“. Hilft alles nichts: In „Neunauge“ (Rowohlt Polaris, 430 Seiten, 14,99 Euro), Danowskis viertem Fall aus Till Raethers Feder, müssen die beiden so gegensätzlichen Kriminalisten zusammenarbeiten.

Leichenfrei

Und dieser Fall hat es in sich, denn es bleibt nicht bei einer Leiche, die in Schulkellern entdeckt wird. Es ist kurz vor Beginn der Sommerferien, und Schüler, Lehrer und die Menschen in der Stadt befällt eine dezente Panik: Wo mag die nächste Leiche gefunden werden? Die Spur führt in die gemeinsame Vergangenheit der Toten, zu einem Schullandheim im Holsteinischen – von Raether schlüssig und dramaturgisch effektvoll in Szene gesetzt. Der Begriff „hitzefrei“ ist im Schulalltag ja relativ geläufig und bei Schülern äußerst positiv besetzt, der Begriff „leichenfrei“, der wie eine Unheil verkündende Wolke über Raethers Story schwebt, hingegen nicht. Ein starker Hamburg-Krimi!

Allein ihre Biografie ist spannend wie ein Krimi: In Äthiopien geboren, wird Jenny Rogneby mit einem Jahr von einer schwedischen Familie adoptiert und wächst im hohen Norden auf, startet später eine Karriere als Sängerin, studiert danach Kriminologie, arbeitet bei der Polizei in Stockholm – und beginnt Kriminalromane zu schreiben. „Leona – Alles hat seinen Preis“ (Atrium, 380 Seiten, 17 Euro) ist Rognebys dritter Fall mit der unkonventionellen Ermittlerin Leona Lindberg, einer Kommissarin, die selbst kriminelle Ambitionen hegt. Sie will heraus aus ihrer engen Welt, mit braver Arbeit Lohn ist das allerdings nicht zu schaffen. Alles beginnt im aktuellen Roman damit, dass eine Frau blutend auf Bahngleisen liegt, während ein Zug auf sie zuhält. Später soll sich herausstellen, dass der Frau wenige Stunden zuvor eine Niere entfernt worden ist. Allerdings nicht in einem Krankenhaus … Eine aufwühlende Geschichte, die Jenny Rogneby ungemein rasant und packend zu erzählen weiß. Ein Thriller von internationalem Format.

„Hamburger Abend“ mit Till Raether, Marina Heib und Friedrich Dönhoff Mi 8.11., 18.30, Kampnagel, Eintritt 15,50 „Ladies Crime aus Schweden“ mit Jenny Rogneby, Emelie Schepp und Camilla Grebe Fr 10.11., 20.00, Kampnagel, Eintritt 16,50 Karten bei Heymann, in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, und unter T. 30 30 98 98; www.krimifestival-hamburg.de