Hamburg

Ein schillerndes Saxofon beim Rathaus-Konzert

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Elisabeth Richter

Die Symphoniker Hamburg und Solistin Asya Fateyeva brillieren mit Beethoven, Schumann und einer „Hot Sonate“

Hamburg.  Sie sind schon lange eine beliebte Sommerkonzert-Tradition: die vier Rathauskonzerte der Hamburger Symphoniker im Innenhof des Rathauses der Hansestadt. Es kann aber immer passieren, dass man noch bei strahlendem Sonnenschein ankommt und dann von strömendem Regen und Gewitter überrascht wird. Auch beim zweiten Konzert der diesjährigen Reihe schielte man den ganzen Tag skeptisch in den zwar warmen, aber ab und zu ein wenig grauen Himmel. Doch es ging gut.

Ein Hubschrauber ratterte vor und nach der Musik über den Rathaus-Himmel; das Knarren eines Baustellenkrans, ein paar leise fiepende Möwen, die ab und zu schlagende Rathaus-Uhr waren aber akzeptabel. Dabei ist die Akustik besser als bei so manchem Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals in ungewöhnlicher Umgebung. Die Hamburger Symphoniker, ihre temperamentvoll und sensibel aufspielende Saxofon-Solistin Asya Fateyeva sowie Dirigent Ulrich Windfuhr spielten unter einem Zelt, das die Musik wie ein Trichter ausstrahlte.

Packende Dramatik, wütendes Auftrumpfen einerseits und weiche, fast flehende Musik andererseits, davon lebt Beethovens „Coriolan-Ouvertüre“. Der Komponist hat hier die widerstreitenden Charaktereigenschaften des römischen Helden aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert musikalisch dargestellt, der zu eigenwillig war und ermordet wurde. Dirigent Windfuhr kristallisierte die Kon­traste plastisch heraus. Spannender Konzert-Auftakt.

Die auf der Krim geborene (Alt-)Saxofonistin und Wahlhamburgerin Asya Fateyeva ist nicht sehr groß, steckt aber voller musikalischer Energie: Mit zwei ungeheuer virtuosen Saxofon-Werken erklangen im Innenhof des Hamburger Rathauses anschließend durchaus seltene Töne. Jacques Ibert verlangt bei seinem „Concertino da camera“ – das er übrigens 1935 für den legendären Saxofonisten Sigurd Rascher schrieb – vom Solisten eine Virtuosität, bei der man den Atem anhält. Da rasen und perlen die Läufe, dass einem schwindlig wird, noch dazu vermischt mit manch trickreichem Jazz-Rhythmus. Kein Problem für die vitale Fateyeva, die aus ihrem Instrument aber genauso wunderschön schillernde Farben und lyrische Klänge zauberte.

Bei der sogenannten „Hot Sonate“ des böhmischen Komponisten Erwin Schulhoff waren dann tatsächlich ziemlich „heiße Rhythmen“ zu hören, Schulhoff (1894–1942) war vom Jazz fasziniert und hat das in viele seiner Werke inte­griert. Spannend war hier auch die ungewöhnliche Orchester-Besetzung ohne Geigen, aber mit Holz- und Blechbläsern, Schlagzeug und Kontrabass.

Die abschließende 2. Sinfonie in C-Dur von Robert Schumann war eine Art Pendant zum Auftakt mit Beethovens Coriolan-Ouvertüre. Auch hier geht es um widerstreitende Gefühle, Schumann hat dafür ja seine beiden Alter Egos Florestan, den Wilden, und Eusebius, den Milden, erfunden. Und die „kämpfen“ in der C-Dur-Sinfonie manchmal recht heftig um die Vorherrschaft.

Wunderbar, wie die Symphoniker unter Ulrich Windfuhr etwa die jagende Energie im Scherzo und die introvertierten, anrührenden Passagen im Adagio espressivo vermittelten, um dann im schwungvollen Finale von ein wenig mehr heiterer Gelassenheit zu erzählen.