Eine journalistische Grundregel besagt: keine Witze mit Namen. Schade, dass die sich nicht auf andere Professionen ausweiten lässt. Kleinkünstler zum Beispiel. Ganz konkret: Dieter Nuhr. Wenn es nicht irgendwie mit dem furiosen Wortspiel Nuhr/nur machbar ist, kommt es dem komödiantischen Verteidiger des Abendlandes nicht in die Scherzwundertüte. Sein neuester Geniestreich: „Nuhr ab 18“, zu sehen donnerstags zu nachtschlafender Zeit im Ersten – oder wann immer man möchte in der Mediathek. Eine halbe Stunde Sendezeit zur Talentpflege. Junge Leute, Berlin, Graffiti an den Wänden, eine rappende Liveband – alles total hip und trendy. Und mittendrin ein alternder Mann, der sich krampfhaft gegen diesen biologischen Vorgang stemmt und nun augenscheinlich hofft, durch ein öffentlich-rechtliches Mentoring-Programm den Comedy-Jungbrunnen entdeckt zu haben.
Kann man so machen, tut keinem weh. Der wie aus dem Ei gepellte Schweizer Alain Frei ist leidlich lustig, der Berliner Masud angenehm bekloppt. Und vielleicht gibt es tatsächlich Leute da draußen, die den Charlotte-Roche-esken Körperflüssigkeiten-Exkurs von Hazel Brugger amüsant finden oder sich über die dialektale Musik-Comedy von Christin Henkel schier ausschütten vor Lachen.
Ich gehöre zwar nicht dazu, ich muss ja aber auch nicht alles lustig finden. Zum Beispiel schaffe ich es seit langen Jahren, über Dieter Nuhr überhaupt nicht zu lachen – mit einer Ausnahme. Seine allgemeine Feststellung, das Problem heute sei, „dass das Hirn oft eher schlappmacht als der Körper“, entlockte mir ein zwar leises, aber ganz konkretes Kichern.
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