Hamburg. Viel Schnick-Schnack gibt es nicht auf der Bühne. Es ist allein die Musik, die bei Mark Knopflers Konzerten zählt, und dafür benötigt er keine Videoprojektionen oder Dekoration. Wichtig sind für den in Glasgow geborenen Briten die Musiker, die ihn begleiten. Der Großteil seiner siebenköpfigen Band ist mit ihm seit Mitte der 90er-Jahre unterwegs, Keyboarder Guy Fletcher sogar schon seit Dire-Straits-Zeiten in den 80ern. Entsprechend eingespielt präsentiert sich das Ensemble, auch der Sound in der etwa zu zwei Dritteln gefüllten O2-Arena ist an diesem Abend glasklar und macht viele Nuancen in den Arrangements hörbar.
Der zweistündige Konzertabend beginnt mit „Broken Bones“, einem Song aus Knopflers aktuellem Album „Tracker“. Die neue Platte enthält eine Reihe von Erinnerungen, die bis in Knopflers Jugend zurückreichen. Musikalisch werden viele Nummern von John McCusker und Mike McGoldrick mit ihren Geigen, Flöten anderen keltischen Blasinstrumenten geprägt. Nachdem sein „Privateering“-Album noch stark vom Blues beeinflusst war, liegt das Hauptgewicht bei „Tracker“ auf keltischer Folklore. „Privateering“, diese tolle Folk-Nummer über englische Freibeuter, wird zu einem frühen Höhepunkt des Abends. Natürlich hat Knopfler auch ein paar Dire-Straits-Stücke im Repertoire, das ruhige „Romeo And Juliet“ gehört dazu und natürlich der Klassiker „Sultans Of Swing“. Besonders frenetischen Jubel löst der Song beim recht reservierten Publikum nicht aus: Man hört aufmerksam zu, wippt ein wenig mit dem Fuß, spendet artig Beifall, aber Euphorie sieht anders aus.
Erst als Knopfler sich mit einer starken, etwa 15 Minuten dauernden Version von „Telegraph Road“ vom Dire-Straits-Album „Love Over Gold“ verabschiedet und hinter der Bühne verschwinden will, springt das Publikum in der komplett bestuhlten Halle auf, und viele Zuschauer strömen von den hinteren Plätzen nach vorne, um den 65-Jährigen nun doch noch zu feiern. Knopfler bedankt sich mit zwei weiteren Songs seiner früheren Band sowie „Piper To The End“. Knopflers Konzert ist vielleicht nicht das Aufregendste in diesem Jahr, aber er präsentiert einen soliden Querschnitt aus einem Schaffen. Glamour und Show waren nie seine Sache, dafür ist er zu sehr ernsthafter Musiker und Songschreiber. (oeh)
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