Auch die Hamburger Jugendlichen, die ihre Begeisterung für Swingmusik offen zeigten, wurden von den Nazis als Gegner betrachtet.

In einem totalitären Staat ist fast nichts unpolitisch. Auch die Hamburger Jugendlichen, die sich zum Beispiel im Alsterpavillon trafen und ihre Begeisterung für Swingmusik offen zeigten, wurden als Gegner betrachtet. Man trug lange Haare, karierte Sakkos, grüßte sich spöttisch mit "Swing Heil!" und machte sich über die im Gleichschritt marschierende Hitler-Jugend lustig. Aber gerade der Zwang zur Uniformierung und Unterordnung der Gesellschaft sorgte dafür, dass die Jugendlichen, die nicht nur aus dem Bildungsbürgertum, sondern auch aus der Arbeiterschaft kamen, in deutliche Gegnerschaft zum NS-System gerieten. Einige verbreiteten Flugblätter und beteiligten sich an anderen Widerstandshandlungen. Im August 1941 wurden mehr als 300 Mitglieder der "Swing-Jugend" verhaftet, einige kamen in Konzentrationslager. Der Begriff "Swing-Jugend" wurde wahrscheinlich von den NS-Strafverfolgungsbehörden geprägt. Um eine fest gefügte Gruppe hat es sich bei den individualistischen Jugendlichen nie gehandelt.

Bruno Himpkamp (1925 geboren)

Der aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Bruno Himpkamp war 1942 wegen "politischer Gefährdung der Jugend" von der Wichern-Schule verwiesen und im Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel kurzzeitig inhaftiert worden. Aber statt sich anzupassen, traf sich der jazzbegeisterte Jugendliche mit Gleichgesinnten. Hans Leipelt, der ihm zeitweise Nachhilfeunterricht gegeben hatte, begeisterte ihn für die Aktionen der Weißen Rose in München. Zu einer weiteren Festnahme kam es im Mai 1943. Himpkamp wurde ins Landesgerichtsgefängnis Stendal verlegt und dort am 12. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit.

Thorsten Müller (1927-1991)

Schon als 14-Jähriger wurde der Hamburger aufgrund seiner unangepassten Haltung von seiner Schule verwiesen. Er fand Kontakt zu Angehörigen der "Swing-Jugend" und war mit Oppositionellen wie Heinz Kucharski und Albert Suhr befreundet. 1943 verhaftete ihn die Gestapo. Ende Juli, während der Bombenangriffe auf Hamburg, konnte er fliehen. Doch am 7. Dezember 1943 wurde Müller erneut festgenommen und vom Volksgerichtshof angeklagt. Am 12. April 1945 befreiten ihn US-Soldaten aus dem Gefängnis in Stendal. Als Journalist hat Müller nach 1945 dazu beigetragen, das Wissen über den Widerstand weiterzugeben.