Um Lust, Frust und Liebe ab 40 geht es in der neuen US-Comedyserie “Cougar Town“ mit Courteney Cox, die Sat.1 ab Sonntag zeigt.

So manche Fernsehserie dreht sich um die Frage, wie Frauen älter werden können, ohne die Würde zu verlieren. Man denke an die "Sex and the City"-Heldinnen um Carrie Bradshaw, die "Desperate Housewives"-Vorortladys aus der Wisteria Lane und jüngst die drei Freundinnen, die sich im "Lipstick Jungle" unter lauter Alphamännchen zu behaupten versuchen. Nicht zu vergessen das deutsche Pendant: Doris Dörries Wechseljahrekolleginnen in "Klimawechsel". Die Formate glückten mal mehr, mal weniger, hatten meist Unterhaltungswert und ließen sich in der Regel auf eine Formel bringen: Mit der Männerauswahl sieht's zunehmend trostlos aus, je weiter man die Zwanzig überschritten hat.

In diese Kerbe schlägt auch die US-Serie "Cougar Town", die ab Sonntag 24 Folgen lang bei Sat.1 zu sehen ist. Und selbst wenn der Untertitel selbstbewusst behauptet: "40 ist das neue 20", geben sich die Macher alle Mühe, den Zuschauer vom Gegenteil zu überzeugen. Nein, 40 Jahre alt zu sein ist nämlich gar nicht lustig, sagt uns diese Serie, sondern nur geeignet für stoische Zeitgenossinnen mit einer Extraportion Selbstbewusstsein.

Schon der morgendliche Blick in den Ganzkörperspiegel ruft bei der alleinerziehenden Immobilienmaklerin Jules ("Friends"-Star Courteney Cox) Frustfalten auf der Stirn hervor: Kaiserschnittnarbe, hängendes Fleisch an den Oberarmen, knittrige Haut. Das wabbelnde Elend. Freundlicher ausgedrückt: Sie war schon mal knackiger - was sich allerdings auf die Selbstwahrnehmung beschränkt. In Zuschaueraugen sieht Jules/Cox selbst im Wurstpellenstretchkleid noch super aus.

Nun ist Jules nicht der Typ, der angesichts der hormonellen Abwärtsspirale misslaunig eine Schmolllippe zieht und sich mit der Chipstüte auf dem Wohnzimmersofa verkriecht. Sie geht auf Beutefang. Und nichts anderes meint der umgangssprachliche Begriff "Cougar" (Puma): leicht angegraute Frauen auf der Jagd nach jüngeren Männern. Prominenteste Beispiele: Demi Moore und - etwas weniger glamourös - Natascha Ochsenknecht.

Ihre Opfer sind nicht etwa ernstzunehmende Partner, sondern das, was die Amerikaner liebevoll-gehässig Toy Boys nennen: männliche Sahneschnitten, die das Führerscheinalter gerade erst überschritten haben und aus jedem Waschbrettbauch-Contest siegreich hervorgehen würden. Teilzeit-Lover, die zwar nach vollzogenem Akt Erdnussbutter-Cracker im Bett verschlingen - aber davor gab's immerhin dreimal Sex, "ohne dass er einschläft oder Tabletten braucht".

Zudem ist das frische Exemplar all das nicht, was die Kerle in Jules Alter charakterisiert: beziehungsgestört, schwul, fixiert auf Collegemädchen, die sie in der Disco abschleppen. Jules ist eine Jungs-Aufreißerin aus Notwehr. Eine, die Gerechtigkeit in der Horizontalen will. Denn, wie sagt ihr Nachbar doch gleich: "Mein Großvater hat mit 90 noch eine Frau geschwängert."

Nie konnten Frauen länger jung bleiben als heute, nie konnten sie so jung aussehen, notfalls mithilfe von Gesichtsoperationen, Pillen und Körperstraffungen. Dass es dennoch nicht leichter wird mit dem Älterwerden, bietet Stoff für allerhand spannende Auseinandersetzungen, auch unterhaltsame. "Cougar Town" hat Humor ("Komm doch rüber auf ein Glas Wein mit Scrabble. Ohne das Scrabble"), eine selbstironische Hauptdarstellerin, der man gerne zusieht, und massig Sonnenschein (Florida). Und doch hält sich die Zuschauerlaune in Grenzen. Zu hoch der Hysteriepegel, die Auftrittsverbissenheit, zu pointenfixiert die Szenen. Und dass das Leben für Single-Mittvierzigerinnen mehr bereithält als den Midlife-Crisis-Blues - das haben wir schließlich schon bei "Sex and the City" gelernt.

"Cougar Town", Sonntag, 22.15 Uhr Sat.1