Gaz Coombes, einst Kopf der Britpopper Supergrass, präsentiert sein Album „Matador“

Ist der Gute nun vollends erleuchtet, restlos übergeschnappt oder einfach sehr sehr erschrocken? Diese Frage drängt sich auf angesichts des Covers von Gaz Coombes’ neuem, zweiten Soloalbum „Matador“. Doch was auch immer den Sänger und Gitarristen der einstigen Britpop-Hansdampf-Gruppe Supergrass zu seinem leicht überspannt wirkenden Artwork bewogen haben mag: Seine Songs lassen sich hören!

Der Opener „Buffalo“ macht die Räume mit seiner verschachtelten Opulenz für den Hörer ganz weit auf. Schwelgerisch der Gesang, ungestüm korrespondierend die Instrumente. Die Songs bergen eine raue Qualität. Ob sie nun als Gospel-Bekenntnis daherkommen wie in „20/20“, ob sie mit feinen Kammerpop-Momenten dunkle Gefilde ausloten wie in „Seven Walls“ oder ob sie mit „The English Ruse“ und „To The Wire“ den Britpop ins Arcade-Fire-Zeitalter überführen, indem sie das Psychedelische, das Orchestrale feiern.

Der 38-Jährige hat seine Platte nahezu im Alleingang aufgenommen und in diesem Prozess eine Art Selbstfindung dokumentiert. An die Stelle von Partys und Drogen sind die Ehe, zwei Töchter, das Altern getreten. Und eine Vielschichtigkeit, die sich von elektronischen Experimenten über akustische Einsprengsel bis hin zu krautrockigen Passagen entlädt. Der Albumtitel „Matador“ gilt Coombes als Metapher dafür, dass es im Leben mitunter einige wild stampfende, merkwürdige Biester zu bekämpfen gilt. Und sei es, indem man ihnen ausweicht. „Es ist ein ständiges Katz- und Maus-Spiel. Dabei gibt es keine Gewinner“, erzählt Coombes im Interview mit dem britischen „Guardian“.

Die Ära des Britpop, in der Coombes berühmt wurde, betrachtet er derweil ohne Nostalgie. „Ich blicke nicht zurück“, sagt er. Und fügt hinzu, dass der ganze Hype auch ziemlich überzogen gewesen sei. Fünf Jahre nach der Auflösung seiner Band Supergrass jedenfalls klingt Coombes keinesfalls nach abgehalftertem Rockstar. Zwar will er an manchen Stellen etwas zu viel, während er an anderen ruhig hätte mutiger sein dürfen. Doch sein Sound ist melancholisch, glamourös, brodelnd. Und am Freitag wird sich im Rock Café St. Pauli dann auch zeigen, mit welcher Energie er seine Geschichten live zu präsentieren weiß. Es bleibt spannend.

Gaz Coombes, support: Kill It Kid Fr 13.2., 21.00, Rock Café St. Pauli (S Reeperbahn), Silbersackstr. 27, Karten zu 22,30 im Vvk.; www.gazcoombes.com