Hamburg. Merchandising-Stände gehören bei den Musicals in Hamburg dazu. Dass im Foyer des Monsun Theaters derzeit der „Karl-Marx-Fanshop“ mit Bechern, T-Shirts und CDs geöffnet hat, überrascht, ist in der Alternativbühne jedoch konsequente Ironie.

Der Urvater des Kommunismus feiert in Ottensen eine Renaissance. „Comeback! Das Karl-Marx-Musical“ spielt in London zu Zeiten der Finanzkrise 2008/09. Regisseurin Lea Fischer und Sonja Zander (Bühnenbild) haben in der Inszenierung auf ein schlichtes schwarz-weißes Ambiente im Comic-Stil gesetzt. Holz oder Pappe statt Hightech – vom iPhone über iPad bis zur Fassade der „1st Pick Pocket Bank“.

Die droht indes einzustürzen. Den selbstverliebten Investmentbanker Dr. Manfred Acreman (Tilman Madaus) trifft das Platzen der Blase unvorbereitet, und bei der Bilanzparty springt nach dem Fernsehballett zum Song „Koks und Schnaps und Schnecken“ auch der Gerichtsvollzieher aus der großen (Holz-)Torte. Da derartige Nöte als Musicalthema nicht reichen, hat das Autorentrio um Tobias Künzel das Ganze noch mit einem Vater-Tochter-Konflikt und einer Love-Story verquickt.

Acremans verzweifelte Tochter Jenny (Larissa Heimbach) trifft auf dem Highgate-Friedhof den jungen – Achtung: Wortspiel – Marc S., mit Rotbart als abgebrannter Rockmusiker glaubwürdig, wenn auch stimmlich etwas schwach von Mathias Güthoff dargestellt. Weil er während einer spiritistischen Sitzung von Acreman und dessen ominösen Berater Rasputin Mammonson (Mete Güner) hinter Karl Marx’ Grabstein hervorkommt, wird Marc S. für Marx’ Geist gehalten. Sie machen den Kapitalismuskritiker für die Krise verantwortlich und flehen ihn an, seine Theorien zu widerrufen.

Das dauert. Erst im zweiten Teil entwickelt diese Verwechslungskomödie richtig Dynamik und Komik. Eine kritisch-satirische Analyse der Finanzkrise dürfen weder Alt- noch Neo-Marxisten erwarten. Und die Widerrufsparty fordert in der von Dominique Aref mit rollenden Augen und russischem Akzent verkörperten Putzfrau – Achtung: letztes Wortspiel – Miss Abroomowitch ausgerechnet ihr komischstes Opfer. Immerhin: Der finale Song des elfköpfigen Ensembles (Musikalische Leitung: Ludger Nowak/Keyboard) bleibt im Ohr: „Es gibt im Leben immer ein Comeback, davor wegzulaufen hat kein’ Zweck“, lautet der Refrain.

„Comeback! Das Karl-Marx-Musical“ wieder 12.–28.2., jeweils 20 Uhr, Monsun Theater, Karten unter T. 0180/605 04 00; www.monsuntheater.de