Das Science-Fiction-Epos „Jupiter Ascending“ verspricht Highspeed-Rausch ohne Kater

Zum Glück ist der neue Film von Andy und Lana Wachowski stabiler als die unterirdische Raffineriestadt, die der Space-Hallodri Caine (Channing Tatum) am Ende durch ein winziges Loch in der Decke zum Einsturz bringt. Das Science-Fiction-Epos „Jupiter Ascending“ schafft es irgendwie, nicht in sich zusammenzusacken. Dafür muss man dem Film allerdings schon in sein eigenes Reich, den Weltraum, folgen, in dem bekanntlich Schwerelosigkeit herrscht. Oder man zieht sich Anti-Gravitations-Stiefel an wie die, auf denen Caine grundsätzlich in letzter Sekunde angeskatet kommt, um die Putzfrau in Nöten (gespielt von Mila Kunis) vor allerlei wunderlichen Widerlingen zu retten.

„Jupiter Ascending“ wird dann toll, wenn man aufhört, sich daran zu stören, dass alle naselang Figuren auftauchen, nur um auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Oder andere, die plötzlich erklärungslos die Seiten wechseln. Ganz abgesehen von denen, die eben noch uralt waren und jetzt schon wieder ganz frisch sind – das macht zur Abwechslung nämlich sogar Sinn. Die Umrisse der Geschichte sehen ungefähr so aus: Die Abrasax-Sippe, die aus zwei bösen Brüdern und einer mittelbösen Schwester besteht, stellt einen weißlichen Badezusatz her, auf den alle gern ein Patent hätten: Wer sich dieses Mittel in die Wanne kippt, steigt um 14.000 Jahre verjüngt wieder heraus. Man kann allerdings ohne weiteres derart biblisch alt sein und sich trotzdem nicht an die zehn Gebote halten. Muttermord zum Beispiel ist im Hause Abrasax ein beliebtes Hobby. Und auch Mord generell steht ganz oben auf der Tagesordnung. Die Erde, erfahren wir, ist nichts als eine gigantische Mastfarm, die abgeerntet wird. Für eine Packung Jungbrunnen gehen 200 Menschen drauf.

Das ist natürlich perfidestes Recycling – erstens von der armen Zuchtherde und zweitens von Filmideen, die sich genauso wenig wehren können. Nie hatte „The Matrix“, der den Wachowskis einst den Durchbruch bescherte, seine Bedeutung als Matrize, also Kopiervorlage, mehr verdient als jetzt.

Die arme Mila Kunis muss sich, obwohl sie sich wacker müht, als unabhängige Frau rüberzukommen, ständig von Channing Tatum retten lassen. Dem ist das offensichtlich auch total peinlich, weshalb er den ganzen Film über eine angestrengt unbeteiligte Miene aufsetzt. Kunis heißt Jupiter Jones und wohnt als hübscheste Putzfrau aller Zeiten in Chicago. Zufällig ist sie Gen für Gen die Kopie (man sieht, die Wachowskis bleiben ihrer Linie treu) der gemeuchelten Abrasax-Mutter. Deshalb sind alle möglichen Androiden-Notare erpicht, ihr ein Hologrammsiegel aufzutätowieren, das sie aufgrund eines Erbschaftsrechts als Eigentümerin der Jungbrunnen-Zuchtfarmen ausweist. Das wiederum passt verständlicherweise den beiden Brüdern nicht (die Schwester gehört zu denen, die unvermittelt aus der Handlung verschwinden). Der eine will sie killen, der andere erst heiraten (?) und dann killen. Bei der Gelegenheit stürzen, wie anfangs erwähnt, ganze Städte ein. Aber der treue Caine ist stets zur Stelle.

Man hat also reichlich Gelegenheit, dem Handlungsgerüst beim Wackeln zuzugucken. Dazu sprüht ein visuelles Feuerwerk in 3-D. Manchmal weiß man vor lauter Lichtblitzen und High-Tech-Projektionen gar nicht, wer da wen erschießt. Ist ja nicht so wichtig, und selbst wenn die Aliens Chicago in Schutt und Asche legen wird prompt die Erinnerung aller Zeugen gelöscht und die Stadt in nur einer Nacht wieder aufgebaut. So ähnlich ist es auch mit diesem Film: Man genießt den Highspeed-Rausch und hat am nächsten Morgen nicht mal einen Kater.

+++-- „Jupiter Ascending“ D 2014, 125 Min., ab 12 J.,R: Andy und Lana Wachowski, D: Mila Kunis, Channing Tatum, Eddie Redmayne, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Savoy (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen/Wandsbek; www.jupiterascending.de