Auf der Ham.Lit 2015 lesen Kristof Magnusson, Alexander Posch und viele mehr

Der Bürgermeister der Nacht ist quasi allein vom Namen her schon fest gebucht: Als Teil des Musikprogramms macht die Band in diesem Jahr bei der Ham.Lit mit. Ham.Lit steht für „Die Lange Nacht der Literatur“ – eigentlich. Weil die Idee, ein paar junge Autoren in lässiger Clubatmosphäre lesen zu lassen, aber früh mit dem festen Willen verknüpft wurde, auch der eigentlichen Funktion der Lokalität gerecht zu werden, gilt mittlerweile auch der Zusatz: „der Musik“. Im ganzen also: „Lange Nacht der Literatur und Musik“. Sie findet seit 2010 im Uebel & Gefährlich statt.

Im Szenebunker also, der sich längst seines kriegerischen Charakters entledigt hat. Hier ist jetzt die Kultur zu Hause. Die Festivalmacher Lucy Fricke und Jan Lafazanoglu haben zur sechsten Auflage neben Der Bürgermeister der Nacht noch Rakede und Joco als Popmusik-Faktoren geladen. Sie sind im Vergleich zur Literaturdelegation knapp in der Unterzahl. Es lesen 15 Autoren und Autorinnen – viele von ihnen stammen aus Hamburg. Was aber nicht das entscheidende Kriterium ist. Vor allem gilt die Devise: gut müssen sie sein.

Nino Haratischwili ist ebenso geladen wie Thomas Melle und Karen Köhler

Und so kann die Ham.Lit auch in diesem Jahr mit einigen vielversprechenden Namen aufwarten. Thomas Melle, der im Herbst auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, liest aus seinem Roman „3000 Euro“, in dem es um zwei verlorene Großstadtseelen geht – ein hängengebliebener Ex-Student und eine Supermarktkassiererin, die manchmal naiv ist und deshalb zur Pornodarstellerin wird. Mitreißender Sozialkitsch in eindrucksvollen Szenen: Melle zählt zu den vielversprechendsten Autorens einer Generation, auch wenn „3000 Euro“ bei weitem nicht an die Klasse seines Debüts „Sickster“ herankommt.

Wie Melle reist auch Kristof Magnusson, ein gebürtiger Hamburger, aus Berlin an. Magnusson stellt auf der Ham.Lit seinen „Arztroman“ vor, der unterhaltsam ist, ohne platt zu sein. Außerdem kommt Verena Güntner mit ihrem Debütroman „Es bringen“ in die Hansestadt, der wahrscheinlich beste Roman mit jugendlichen Helden in der abgelaufenen Literatursaison war. Konkurrenz macht ihr auf diesem Gebiet auf der Ham.Lit der in Hamburg aufgewachsene Maruan Paschen, der aus „Kai. Eine Internatsgeschichte“ liest.

Dass Karen Köhler, der mit „Wir haben Raketen geangelt“ ein kleiner Hit gelang, dabei ist, verwundert nicht. Der erste Erzählungsband der 1974 geborenen Hamburgerin wurde von Kritik und Publikum sehr gut aufgenommen. Das gilt auch für Nino Haratischwilis gewaltiges und fesselndes Epos „Das achte Leben (Für Brilka)“, aus dem die hamburgische Georgierin bei ihrem Heimspiel liest. Eingeladen sind auch Alexander Posch („Sie nennen es Nichtstun“) und Jens Eisel („Hafenlichter“), beide ebenfalls Hamburg, sowie Linus Westheuser, Heike Geißler, Carolin Callies, Dirk Lauke, Kirsten Fuchs und Ulrike Syha.

Ham.Lit – Lange Nacht der Literatur und Musik Do 5.2., 19.30, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten 17,-/ermäßigt 13,- an der Abendkasse; Infos unter www.hamlit.de