„The Imitation Game“ mit Benedict Cumberbatch ist ein Drama mit wahrem Hintergrund

Das Merkwürdigste an der Geschichte, die in „The Imitation Game“ erzählt wird, ist, dass sie im Wesentlichen – erst mal – stimmt. Es war wirklich so, dass ein mathematisches Genie namens Alan Turing, ein verschlossener, schwuler Sonderling, entscheidend dazu beigetragen hat, dass die Alliierten den Zweiten Weltkrieg gewannen. Er und seine Mitarbeiter bauten die „Turing Bombe“, den Prototypen aller heutigen Computer. Mit Hilfe dieser Maschine voller Drähte und rotierender Scheiben gelang es ihnen, den Enigma-Code der Nazis zu knacken. Danach konnten sie deren Funkverkehr abhören – Experten schätzen, dass der Zweite Weltkrieg sonst zwei Jahre länger gedauert hätte. Wahr ist auch, dass sein Vaterland dem Genie diese Heldentat schlecht gedankt hat. 1952 wurde Turing wegen „unsittlichen Verhaltens“ verurteilt, weil er ein Verhältnis mit einem Mann unterhielt. Er beging 1954 Selbstmord und wurde nur 41 Jahre alt.

„The Imitation Game“ folgt im Wesentlichen dem Schema des Biopics, also: Berufung, Ringen mit dem Stoff, Durchbruch, Meisterwerk, Scheitern. Die Berufung erfolgt durch Commander Denniston (Charles Dance), der auch das Widersacher-Prinzip verkörpert: Er will Turing seine hoch komplexe Maschine wegnehmen, weil die erst keinen einzigen Code knackt. Schließlich gelingt der Durchbruch. Mit einem Mal haben Turing und seine Leute die Möglichkeit, ein Schiff voller Zivilisten vor einem deutschen U-Bootangriff zu retten.

Doch im Moment des Durchbruchs beginnt der Abstieg: Das Team erkennt, dass es auf die Rettung der Zivilisten verzichten muss; sonst wüssten die Deutschen ja, dass der Enigma-Code geknackt ist. Plötzlich klebt Blut an Alan Turings Händen. Und am Ende stürzt er über sein tiefstes Geheimnis, seine Homosexualität.

Hier wiederum stimmt fast nichts: Der wirkliche Turing war mitnichten so asozial, wie der Film ihn zeichnet. Die Zusammenstöße mit Commander Deniston haben nie stattgefunden. Alan Turings Homosexualität war überhaupt kein Geheimnis. Mit anderen Worten: „The Imitation Game“ nimmt eine komplizierte Wahrheit und presst sie in ein vertrautes Schema. Herausgekommen ist ein unterhaltsamer, aber auch sehr formelhafter Film mit einem Oscar nominierten Hauptdarsteller.

++++- „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ USA/GB 2014, 114 Min., ab 12 J., R: Morten Tyldum, D: Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Matthew Goode, täglich im Abaton (OmU), Blankeneser, Holi, Koralle, Passage, Savoy (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen